Sky-Watcher Refraktor StarTravel 120/600 (Geliehen)

Motivation | Aussehen | Besuchte Himmelsobjekte | Erste Erfahrungen | Weitere Erfahrungen | Probleme | Fotoversuche | Fazit | Links | Anhang: Daten | Anhang 2: Sky-Watcher StarTravel 120/600-Bericht

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Auf dieser Seite stelle ich einige Informationen zum Sky-Watcher-Refraktor AC 120/600 StarTravel OTA zusammen (am 6.9.2019 ausgeliehen; zurück am 23.10.2019). Der Einfachheit halber werde ich es meistens kurz (Sky-Watcher) StarTravel 120/600 oder nur ST120 nennen. Dieses Teleskop wollte ich auf seine Eignung zum schnellen Beobachten insbesondere von DSOs, aber auch für die Reise testen.

Hinweis: Ich habe das ST120 Ende Oktober 2019 seinem Besitzer zurückgegeben. Deshalb kann ich auf dieser Seite keine weiteren Erfahrungen damit berichten.

Hinweis: Das Orion-Teleskop AC 120/600 könnte eine baugleiche Variante dieses Teleskops sein (es sieht allerdings eher wie eine ältere Version davon aus).

 

Motivation (für das Ausleihen...)

Refraktoren werden immer wieder für ihre scharfe und konrastreiche Abbildung gelobt, aber auch wegen ihrer Farbfehler krisitisiert. Nur Refraktoren mit sehr teuren Gläsern scheinen wirklich farbrein zu sein. Und wo "ED" draufsteht, scheint nicht immer wirklich welches "drin" zu sein. Wegen des oft zu lesenden Lobes haben mich Refraktoren, mit denen ich zunächst keine Erfahrungen hatte, immer wieder zum Kauf verlockt. Jedesmal, wenn ich einen etwas günstigeren Refraktor im Internet fand, habe ich meinen Astronomie-Händler angerufen und um seine Meinung zum jeweiligen Gerät gefragt. Und dieser hat immer wieder wegen der kräftigen Farbfehler abgeraten, so dass zunächst nichts aus dem Kauf eines Refraktors wurde. Das änderte sich im September 2018, als ich auf der AME2018 Astronomie-Messe in Villingen-Schwenningen auf den Omegon Refraktor PS 72/432 ED stieß und ihn bestellte. Meine Erfahrungen mit ihm sind sowohl positiv als auch nicht so positiv und an anderer Stelle auf dieser Website zu finden. Insgesamt bin ich mit ihm zufrieden, aber etwas störte mich dann doch: Viele DSOs konnte ich selbst am dunklen französischen Nachthimmel nicht finden. Und so keimte in mir der Verdacht, dass eine Öffnung von 72 mm vielleicht doch etwas klein ist.

Auf der Suche nach Refraktoren mit mehr Öffnung stieß ich schnell an Grenzen, vor allem an finanzielle. Das einzige Gerät, das bei großer Öffnung auch noch preiswert ist, ist der Sky-Watcher-Refraktor AC 120/600 StarTravel OTA (bzw. sein Orion Pendant). Aber dies ist ein Refraktor vom Fraunhofer-Typ und wird dementsprechend gern als "Farbeimer" bezeichnet. Mit anderen Worten, bei ihm ist bei ansonsten guter optischer Qualität mit Farbsäumen zu rechnen. Also stellte sich die Frage: Wie sehr stören diese Farbsäume in der Praxis und unter welchen Bedingungen sind sie noch akzeptabel? Diese Frage kann man für sich selbst eigentlich nur beantworten, indem man das Gerät ausprobiert. Ich entschied mich, dies über einen Kauf des Refraktors zu tun, allerdings nicht ohne vorher meinen Astronomie-Händler zu dem Refraktor zu befragen. In einem Telefonat bezeichnete dieser den Refraktor als preisgünstig und angesichts seines niedrigen Preises auch als "erwägenswert". Allerdings sei er von den technischen Daten her meinem Sky-Watcher Explorer 150PDS zu ähnlich und würde mit diesem dann konkurrieren*. Der Händler gab zu bedenken dass viele Hobbyastronomen in ihrem Gerätepark Lücken zu entdecken meinen, wo gar keine sind. Und hinterher verkaufen sie dann die Geräte wieder. Nun ja, damit war mir der Wind zunächst einmal aus den Segeln genommen, obwohl ich den Refraktor gerne in den Urlaub nach Frankreich mitgenommen und dort getestet hätte...

*) Wenn ich mir die Okulardaten weiter unten ansehe, muss ich ihm Recht geben. Aber die Handhabung und "Reisefähigkeit" sind auch Argumente...

Aber nicht ganz, denn ich kenne einen Hobbyastronomen, mit dem ich E-Mails austausche und der einen solchen Refraktor besitzt. Ich habe auch ihn zu seiner Meinung zum Refraktor befragt, und er hat angeboten, mir den Refraktor für eine Weile auszuleihen. Sogar in den Urlaub könne ich ihn mitnehmen. Dieses großzügige Angebot habe ich nicht ausschlagen können, die Übergabe war spannend, und nun inzwischen ist der Refraktor mit mir im Urlaub gewesen und unter veschiedenen Bedingungen getestet worden. Meine Erfahrungen berichte ich weiter unten und speziell die Urlaubsbeobachtungen auf Seite Deep-Sky-Sommer-/Herbstbeobachtungen September-Oktober 2019.

 

Aussehen

Refraktor StarTravel 120/600

Teleskop in Oklop-Tasche

Dito aus der Tasche genommen

Dito

Teleskop schräg von vorn

Dito von der Seite mit Prismenschiene

Teleskop schräg von hinten

Rohrschellen

Hinterteil mit Sucherschuh

Dito mit Okularauszug

Teleskop von vorn

Dito

Teleskop allein, kein Zubehör

Refraktor auf AZ Pronto-Basis

Mitte: Mit 1,25" Zenitspiegel

 

Besuchte Himmelsobjekte

Ich habe die folgenden Himmelsobjekte mit dem Sky-Watcher StarTravel 120/600 besucht (etwa 50 DSOs):

Höhepunkte

 

Erste Erfahrungen

Größenvergleich mit meinem PS 72/432 und Explorer 150PDS

Als mein Astronomie-Hobbyfreund mir das StarTravel 120/600 in einer Oklop-Tasche übergab, fand ich es recht handlich. Und mir fiel dazu ein, dass ich für meinen Explorer 150PDS ebenfalls eine Oklop-Tasche besitze, die mir aber in der Erinnerung deutlich größer vorkam. Um das genauer zu überprüfen, habe ich einfach mal drei Teleskope in ihren Taschen nebeneinandergestellt: das StarTravel 120/600, den Explorer 150PDS (das größte Teleskop von den dreien) und das PS 72/432 (das kleinste Teleskop unter den dreien). Letzteres transportiere ich nicht in seinem Koffer, sondern in einer Tasche von Sky-Watcher, weil diese handlicher ist und trotzdem noch Platz für Zubehör bietet. Diese Tasche ist also eher nicht geeignet, um die Teleskopgrößen zu vergleichen... Wie man sieht, ist die Tasche des ST120 fast genauso lang, wie die des 150PDS. Weil sie aber einen geringeren Durchmesser hat und das "Paket" auch etwas leichter ist, erscheint die gefüllte ST120-Tasche viel handlicher und ist auch leichter zu verstauen als die gefüllte 150PDS-Tasche. Erstere wirkt noch "urlaubstauglich", letztere nicht. Die Tasche für das PS 72/432 ist zwar ein gewisser "Klops", aber außer dem Okularkoffer und dem Stativ ist dann auch alles dabei. Bei den beiden anderen Teleskopen wird noch ein weiterer Karton für Zubehör benötigt, der auch wieder Platz belegt.

Abbildungen: Teleskope in den Taschen und ohne Taschen

Wenn man dann die Teleskope auspackt und nebeneinanderlegt, erkennt man, das das ST120 fast so lang ist wie der Explorer 150PDS. Trotzdem wirkt er wegen seines geringeren Durchmessers und Gewichts deutlich handlicher und handhabbarer, was ich dann in der Praxis schnell bestätigen konnte. Trotzdem findet meine Frau den ST120 recht groß, und so ganz unrecht hat sie nicht, vor allem wenn man den ST120 mit dem kleinen PS 72/432 vergleicht. Der ist noch einmal wesentlich handlicher!

Als Spektiv...

Motiv: Sonnenblumen

Abbildung: Aufnahme mit Zenitspiegel und TSWA32-Okular (links), Ausschnitt daraus (Mitte); Ausschnitt aus einer unscharfen Aufnahme (rechts)

Abbildung: Aufnahme mit Zenitspiegel und TSED35-Okular (links), Ausschnitt daraus (Mitte); Ausschnitt aus einer weiteren Aufnahme (rechts)

Die Leistung des StarTravel 120 als Spektiv habe ich mit der des PS 72/432 zunächst an Sonnenblumen vor dunklem Hintergrund verglichen und dabei keine Unterschiede festgestellt. Vor allem habe ich visuell keine Farbsäume feststellen können. Allerdings habe ich auch keine Fotos gemacht. Später habe ich noch einmal die beiden Weitwinkelobkulare TSWA32 und TSED35 am ST120 verglichen und diesmal auch Fotos aufgenommen. Während ich visuell keine Farbsäume festgestellt hatte, habe ich im Nachhinein auf den Fotos solche an bestimmten Stellen erkennen können. Auf den obigen Beispielaufnahmen sieht man außerdem, dass das TSWA32 stärkere Farbsäume erzeugt als das TSED35.

Motiv: Bäume mit hellem Hintergrund

Die folgenden Fotos von Bäumen mit dem StarTravel 120 wurden gegen einen hellen Hintergrund aufgenommen. Hier zeigen sich Farbsäume in der Regel am stärksten, wie ich von meinem TS-Fernglas weiß. Ich zeige Beispielaufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung und Schärfe, denn gerade bei Unschärfe treten Farbsäume stärker in Erscheinung. Das Okular erinnere ich nicht mehr, aber das spielt hier auch keine große Rolle.

Original  
Original  
Original  
Original  
Original  
Original  

Abbildung: Verschiedene Varianten desselben Motivs mit unterschiedlicher Belichtung und Schärfe (siehe auch die Originale)

Das PS 72/432 zeigte ähnliche Farbsäume (nicht gezeigt), allerdings in geringerem Ausmass, es ist also auch nicht frei davon. Insgesamt stellt diese Situation einen Extremfall dar und sollte nicht überbewertet werden, schon gar nicht hinsichtlich des Verhaltens bei Nacht.

Erste Überlegungen...

Als Spektiv würde das StarTravel 120/600 mit meinem kleinen Refraktor PS 72/432 und dem "dicken" Maksutov-Cassegrain Skymax-127 konkurrieren. Für diese Aufgabe würde ich definitiv das PS 72/432 bevorzugen, zumal es im Gegensatz zum Skymax-127 auch niedrigere Vergrößerungen zuläßt (hohe Vergrößerungen brauche ich am Tag eher selten), schwächere Farbsäume zeigt als das ST120 und viel handlicher ist als die beiden anderen Teleskope. Zur Not kann ich das PS 72/432 sogar auf ein Fotostativ setzen.

Als Teleskop (erste Nacht)...

Schon am ersten Tag war das Wetter gut genug, um erste Tests des StarTravel 120 am Abend- und Nachthimmel durchzuführen. Dabei habe ich den Halbmond, die Planeten Jupiter und Saturn sowie die DSOs M 13 (Herkuleshaufen) und M 11 (Wildentenhaufen) beobachtet. Das ST120 stand auf der AZ Pronto-Montierung; ich benutzte es mit einem 1,25" Zenitspiegel, weil ich mit dem 2"-Zenitspiegel bei einigen Okularen nicht in den Fokus kam. Die beiden 2"-Weitwinkelokulare benutzte ich testweise auch mit dem 2"-Zenitspiegel, ohne mir jedoch sicher zu sein, wirklich genau fokussiert zu haben. Zum Vergleich benutzte ich das PS 72/432 auf einem Fotostativ, mit dem ich allerdings nicht alle Objekte anfahren konnte. Großenteils habe ich am ST120 ein 10 mm-Okular und am PS 72/432 ein 7 mm-Okular verwendet. Dann vergrößern beide Teleskope etwa 60-fach.

Den Halbmond habe ich bereits beobachtet, als noch kaum Oberflächendetails zu erkennen waren. Je heller er wurde, desto stärkere gelbe und blaue Farbsäume erschienen in beiden Teleskopen. Am ST120 waren sie allerdings geschätzt doppelt so breit. Beide Teleskope zeigten ein brillantes Bild, das PS 72/432 viellleicht noch einen Tuck brillanter war (meinte meine Frau), und beide zeigten ein recht unruhiges Bild, das ST120 sogar zeitweise ein sehr unruhiges, wie ich es noch nie gesehen hatte. Ich bin mir noch nicht im Klaren darüber, inwieweit mich die Farbsäume beim ST120 stören. Sie liegen ja vor allem am ohnehin unscharfen Mondrand, während Kraterdetails nicht oder kaum davon beinflusst schienen. Ich denke jedoch, dass mein Skymax-127 für den Mond die erste Wahl ist, auch wenn das Bild weniger kontrastreich erscheint (was manchmal auch vorteilhaft ist).

Jupiter mit 3 Monden und der Saturn erschienen in beiden Teleskopen schön. Im ST120 war der Jupiter allerdings ein bisschen bunter als im PS 72/432. Dafür konnte ich mit dem ST120 leicht schnell mal auf 150-fach vergrößern (4 mm-Okular), wo das PS 72/432 bereits am Ende ist und dann ein recht trübes Bild liefert.

Den Kugelsternhaufen M 13 habe ich nur im ST120 finden können; mit dem PS 72/432 auf dem Fotostativ konnte ich ihn nicht finden. M 13 erschien schon in geringer Vergrößerung als deutlicher unscharfer Fleck, und bei 150-facher Vergrößerung konnte ich feine Sterne erkennen. Wegen des Halbmondes gelang dies aber nicht so gut wie einige Tage zuvor mit dem Explorer 150PDS und dem Skymax-127.

Der offene Sternhaufen M 11, auch Wildentenhaufen genannt, erschien in niedriger und hoher Vergrößerung sehr schön, wenn auch wegen des Mondes nicht so schön wie vor einigen Tagen. Im PS 72/432 habe ich ihn nur in geringer Vergrößerung und mehr nebelartig gesehen, im ST120 auch in bis zu 150-facher Vergrößerung, wobei sich bei 150-fach feine Sterne zeigten.

Insgesamt hat das ST120 mich nicht enttäuscht, konnte aber wegen des Mondes seine Leistung nicht voll zeigen. Bei DSOs konnte ich keine störenden Farbsäume erkennen, hellere Sterne werden jedoch schnell "bunt", was aber auch nicht stören muss, solange man visuell beobachtet. Als angenehm empfand ich, dass ich mit meinen Okularen eine 150-fache Vergrößerung problemlos erreichen konnte, ohne Fokalextender einsetzen zu müssen. Die besitze ich zwar, aber ich benutze sie nicht wirklich gern...

Erste Überlegungen...

Um den Mond und auch die Planeten zu beobachten, würde ich meine anderen Teleskope dem StarTravel 120/600 vorziehen, insbesondere das Skymax-127. Aber auch das PS 72/432 scheint eine etwas bessere Abbildung (mehr Kontrast) zu liefern als das ST120. Lediglich bei hohen Vergrößerungen, die am Mond ja möglich sind, kann das PS 72/432 nicht mithalten - doch dafür habe ich ja das Skymax-127. Allerdings würden ich das ST120 auch nicht wegen dieser Anwendung kaufen, sondern um DSOs beobachten zu können (im Urlaub wäre es dann als einziges Teleskop allerdings auch bei Mond und Planeten gefordert...).

In dieser ersten Nacht habe ich nur zwei DSOs beobachtet - und bei beiden gefielen mir die Ergebnisse. Ein wirklicher Vergleich mit meinen anderen Teleskopen bei dieser Aufgabe wäre für den "Ausleih-Test" hilfreich gewesen, blieb jedoch mangels guten Himmels auf den Orionnebel M 42 und den Wildentenhaufen M 11 beschränkt...

 

Weitere Erfahrungen

Zweite und dritte Nacht mit dem ST120...

Am 9. und 10.9.2019 habe ich in Mühlhausen mit den StarTravel 120 auf AZ Pronto den Mond sowie die Planeten Jupiter und Saturn beobachtet und auch fotografiert (1:50-Methode, Kamera Sony RX100 M4 ans 10 mm-Okular gehalten). Am ersten Tag war auf dem Mond wieder einmal der Goldene Henkel (Montes Jura) zu beobachten und fotografieren. Durch die gelben Farbsäume des ST120 erschien der goldene Henkel gelb, sozusagen golden, auch auf Fotos (mehr oder weniger ausgeprägt), was ich als sehr passend empfand. Beispielfotos sind weiter unten zu sehen! Die Planeten Jupiter und Saturn habe ich ebenfalls beobachtet (bis zu 150-fach), am Jupiter habe ich auch Fotos versucht (150-fach; siehe weiter unten), am Saturn wohl nicht.

Am nächsten Tag war der Terminator schon deutlich über Montes Jura hinausgewandert und besonders der Krater Gassendi und das Mare Humorum gut zu sehen. Den Jupiter habe ich mit bis zu 150-fach er Vergrößerung beobachtet; ich sah vier Monde, davon drei rechts (Ausrichtung im Teleskop). Meine Frau hat die Streifen bei 150-facher Vergrößerung (10 mm-Okular) besonders gut gesehen. Den Saturn habe ich sogar bis 300-fach beobachtet (4 mm Okular und 2-fach Fokalextender). Das war nicht mehr besonders scharf, aber noch akzeptel - und der Saturn deutlich größer. Doch die Cassini-Teilung habe ich trotz aller Mühe nicht erkennen können...

Insgesamt hat das ST120 an diesen Tagen seine Eignung für den Mond und die großen Planeten gezeigt. Es vergrößert auch stärker als mein PS 72/432 - und manchmal können die Farbsäume sogar einen schönen Effekt zeigen, wie der "goldene" Goldene Henkel beweist... Dass andere Teleskope vielleicht noch besser für diese Zwecke geeignet sind, ist eine andere Sache. Zur Beobachtung von DSOs bin ich an diesen Tagen nicht gekommen und wegen des Mondes muss ich auf den Frankreich-Urlaub warten, um für diesen Anwendungsfall weitere Erfahrungen sammeln zu können.

Das StarTravel 120/600 im Urlaub in Frankreich

Im September 2019 habe ich das StarTravel 120/600 mit in den Urlaub nach Frankreich (Sumène, Haute Loire) genommen, wo der Himmel deutlich dunkler ist als in Mühlhausen (der Astronomieclub Orion43 hat seine Sternwarte in Le Betz nicht weit von uns). Außerdem habe ich mein PS 72/432 mitgenommen, um zu schauen, welche Objekte ich auch damit (und wenn ja, wie) beobachten kann.

In den ersten drei Nächten war der Himmel ab etwa 21 Uhr dunkel und die Milchstraße gut zu sehen, doch ab etwa 22 bis 23 Uhr machte sich der aufgehende und abnehmende Mond bemerkbar, und die Milchstraße verschwand allmählich. In der Zeit dazwischen konnte ich eine Reihe von Objekten mit dem ST120 beobachten, und zwar in der ersten und dritten Nacht. Ich war sehr angetan von dem Teleskop, zumal bei DSOs keine Farbsäume auftraten. In der zweiten Nacht beobachtete ich mit meinem PS 72/432 bei vermutlich dunklerem Himmel und konnte auch mit diesem alle Objekte in ähnlicher Qualität beobachten wie mit dem ST120. Da ich nicht beide Teleskope gleichzeitig benutzen konnte, fiel ein Vergleich schwer und musste auf zu Hause verschoben werden. Auf jeden Fall kann ich mit dem ST120, wenn nötig, mit meinem 4 mm-Okular auf 150-fach vergrößern, während mit dem PS 72/432 bei gut 100-fach Schluss ist. Darüber würde es ohnehin sehr dunkel im Okular... Dies macht gerade bei offenen Sternhaufen, aber auch bei Kugelsternhaufen den Unterschied aus, weil man dann feine Sterne auflösen kann.

Bis zum Ende unseres Urlaubs habe ich mit Unterbrechungen noch weitere Beobachtungen durchgeführt, darunter auch einen Vergleich zwischen meinem TSED35-Weitwinkelokular und einem geliehenen TSWA32-Weitwinkelokular. Dazu unten mehr! Ich habe auch noch einige Rich-Field-Beobachtungen mit meinem TSED35 durchgeführt, aber der Schwerpunkt lag im "Abgrasen von DSOs", um einen Eindruck davon zu erhalten, welche Objekte ich mit dem ST120 finden kann. Insgesamt habe ich gut 50 DSOs beobachtet, darunter gut 20 neue, denn ich wollte auch die Liste der beobachteten DSO endlich wieder etwas erweitern. Die Details der Beobachtungen sind auf Seite Deep-Sky-Sommer-/Herbstbeobachtungen September-Oktober 2019 zu finden.

Das StarTravel im Vergleich zu meinen drei Teleskopen (Stand Oktober 2019)

Im Urlaub in Frankreich hat das StarTravel 120/600 seine Eignung für das Finden und Beobachten von DSOs für mich unter Beweis gestellt. Wie andere das einschätzen würden, mag eine andere Sache sein, denn allgemein wird das ST120 ja als ein Rich-Field-Teleskop und nicht als ein "DSO-Jäger" angesehen... Im Urlaub kam es nur zu einem kurzen Vergleich mit meinem PS 72/432, und das außerdem nicht gleichzeitig, sondern an aufeinander folgenden Tagen, an denen ich mit beiden Teleskopen in etwa die gleichen Objekte beobachtete (insgesamt war dies nur ein kleiner Teil der insgesamt beobachteten Objekte). Dieses Resultat könnte zu dem Schluss verleiten, dass das PS 72/432 dem ST120 ebenbürtig sei, aber solch einen Schluss ließ der Vergleich natürlich in Wirklichkeit nicht zu. Deshalb habe ich zu Hause noch einmal an (fast) nur einem Objekt, das verhältnismäßig leicht zu finden war, nämlich M 11 (Wildentenhaufen), und unter teilweise schlechten Beobachtungsbedingungen meine drei eigenen Teleskope mit dem geliehenen ST120 verglichen. Auch dieser Vergleich war natürlich Einschränkungen unterworfen und ist nur mit Vorsicht zu betrachten. Seine Ergebnisse sind aber für mich logisch, denn sie orientieren sich an der "effektiven" Öffnung der Teleskope:

Die Reihenfolge für einen "Vorzug" wäre danach für mich Explorer 150 PDS > StarTravel 120/600 > Skymax-127 > PS 72/432. Im Grunde folgt diese Reihenfolge, wie oben schon angedeutet, der Größe der Öffnung, denn das Skymax-127 hat als Maksutov-Cassegrain-Teleskop eine recht große Obstruktion (ca. 30%), während das StarTravel 120 als Refraktor keine hat. Inwieweit auch das Öffnungsverhältnis bei diersem Vergleich eine Rolle spielt, kann ich im Moment nicht sagen.

*) Die Objekte wirkten trotz sehr ähnlicher nomineller Vergrößeerungen oft unterschiedlich groß, vielleicht, weil die Sehwinkel der Okulare unterschiedlich waren.

Parallel zur Beobachtung von M 11 habe ich vom 13.10.-16.10.2019 auch Jupiter und Saturn beobachtet und konnte bestätigen, dass ich für diese Aufgabe besser geeignete, weil mit weniger Farbsäumen behaftete, Teleskope besitze (Skymax-127 und Explorer 150PDS). Außerdem habe ich noch M 42/43 und M 35 beobachtet (12.10.2019).

Schnellvergleich der TSWA32- und TSED35-Weitwinkelokulare

Abbildung: Meine 2"-Okulare und das TSWA32 (in der Mitte)

Mit dem Explorer 150PDS zusammen kam ein 28 mm-LET-Okular von Sky-Watcher, das ich in der Vergangenheit wenig benutzt habe. Für Weitfeld-Beobachtungen mit dem PS 72/432 erwarb ich ein TSED35-Okular (2", 35 mm, 69 Grad Bildwinkel). Bevor ich dieses kaufte, schwankte ich etwas zwischen dem TSED35 und dem preiswerteren TSWA32 und fragte bei Teleskop-Service an, welches besser für mich geeignet ist. Die wanden sich, aber letztendlich gaben sie, wie ich dann auch, dem TSED35 den Vorzug. Der Hobby-Astronom, von dem ich das ST120 ausgeliehen habe, hatte hingegen das TSWA32-Okular (2", 32 mm, 70 Grad Bildwinkel) erworben und gab es mir mit dem ST120 mit zum Ausprobieren, denn er verwendet es ausschließlich am ST120.

Abbildung: Beispielfotos mit dem TSED35 (oben) und dem TSWA32 (unten) sowie dem PS 72/432

Abbildung: Beispielfotos mit dem TSED35 (oben) und dem TSWA32 (unten) sowie dem ST120

Grundssätzlich sind sich beide Okulare sehr ähnlich, und ich fand es schwierig sowohl am Tag als auch nachts, Unterschiede zwischen den beiden zu erkennen, zumal ich ja nicht gleichzeitig mit beiden beobachten konnte. Bei Tag fand ich am TSWA32 violette Farbsäume, am TSED35 hingegen einen schwachen breiteren gelben Farbsaum und vielleicht an der Kante selbst noch einen ganz dünnen violetten. Welchem Farbsaum man nun den Vorzug gibt, ist sicher Geschmachssache... Die Beispielfotos mit dem PS 72/432 sind sicher nicht repräsentativ und zeigen nicht die gelben Farbsäume des TSED35, jedoch einige blaugrüne.

Das TSED35 mag insgesamt ein etwas schärferes Bild liefern, das finde ich schwer zu beurteilen. Auf den ersten Blick gab ich ihm jedenfalls erst einmal den (knappen) Vorzug... Bezüglich der Austrittspupille ist allerdings das TSWA32 am ST120 und auch am Explorer 150PDS mit einem Wert von 6,4 günstiger als das TSED35 mit einem Wert von 7.

Vergleich bei Nacht

Im Urlaub in Frankreich im September 2019 habe ich beide Okulare noch einmal nachts am StarTravel 120 verglichen und konnte dabei keine Unterschiede erkennen, zumal ich wieder nur abwechselnd durch beide Okulare schauen konnte. Hinsichtlich der Scharfeinstellung war das TSWA32 in dieser Kombination überlegen, denn es hatte Raum in beiden Richtungen, während das TSED35 "am Anschlag" war und gerade noch scharf stellte. Eine genauere Untersuchung anschließend zu Hause zeigte jedoch, dass beim TSED35 ein klein wenig Raum für die Scharfstellung vorhanden ist.

 

Probleme

Probleme mit dem 2"-Zenitspiegel

Abbildungen: ST120 auf AZ Pronto mit 1,25"-Lacerta-Zenitspiegel, 10 mm-Televue-Okular und Rotlichtsucher

Bei meinen Tagesbeobachtungen habe ich nichts bemerkt, weil die Ziele näher lagen, aber als ich in der Dämmerung den Mond beobachten wollte, gelang es mir bei einigen meiner Okulare nicht, den Mond scharf zu stellen. Der durch den Baader ClickLock-Adapter erzeugte Abstand ist vermutlich zu groß. Mit den 2"-Großfeld-Okularen konnte ich so gerade scharf stellen, aber ich habe dann nicht genau getestet, ob das Bild 100% scharf war. Stattdessen habe ich den 1,25"-Lacerta-Zenitspiegel meines Skymax-127 herausgeholt, den 1,25"-auf-2"-Adapter aus meinem 2"-Zenitspiegel herausgenommen, diesen in den ClickLock-Adapter eingesetzt und fortan nur mit 1,25"-Okularen weiter beobachtet. Zwischen 4 mm und 25 mm Brennweite haben meine Okulare ohnehin alle 1,25".

Am 9.9.2019 habe ich alle meine Okulare und das geliehene TSWA32 bei Tageslicht mit einem weit entfernten Ziel am 2"- und am 1,25"-Zenitspiegel ausprobiert, dazu am 2"-auf-1,25"-Amici-Prisma. Die Ergebnisse sind relativ eindeutig:

Die Ergebnisse für die 1,25"-Okulare dürften auf die Nacht übertragbar sein, weil noch viel Spiel bei der Scharfstellung vorhanden war. Bei den 2"-Okularen vermutete ich, dass nur das TSWA32 bei Nacht in den Fokus kommt. Ausprobieren ergab, dass alle drei Okulare bei Nacht (getestet an Mond und Jupiter) in den Fokus kommen, das 28er gerade so, das TSED35 hat ein bisschen mehr Freiraum, und das TSWA32 hat ausreichend Freiraum für das Scharfstellen und schneidet damit am besten ab.

Insgesamt scheint der Lichtweg im 2"-Zenitspiegel zu lang zu sein. Der Besitzer des Teleskops weiß (aus der Ferne) nicht mehr, ob der der Baader ClickLock-Adapter den Lichtweg gegenüber dem Originaladapter verkürzt oder verlängert. Leider ragt der 2"-auf-1,25"-Adapter des 2"-Zenitspiegels etwa 5 mm heraus und verlängert so den Lichtweg. Ein flacher Abschluß hätte vielleicht etwas geholfen (so etwas gibt es von Omegon mit 1 mm-Auflage), aber sicher bin ich mir nicht. Die folgenden Abbildungen sollen das Problem etwas verdeutlichen:

2"-Zenitspiegel mit eingesetztem 2"-auf-1,25"-Adapter

Dito mit eingesetztem Okular

Abstand bei herausgenommenem 2"-auf-1,25"-Adapter

So tief müsste das Okular eingesetzt werden können, damit das Bild scharf wird (oder noch tiefer...)

 

Fotoversuche

Als Spektiv

Oben zeige ich einige Fotos, die allerdings nur Testzwecken dienten. Die Schärfentiefe ist sehr gering, aber ansonsten bin ich mit den Ergebnissen ganz zufrieden. Mit einem T-Mount-Anschluß und einer resultierenden Brennweite von 600 mm zu fotografieren, macht allerdings wenig Sinn für mich, denn das schafft schon meine Sony RX10 M4. Und afokale Fotografie ist wiederum etwas umständlich und nicht immer von Erfolg gekrönt...

Abbildungen: Zwei Beispiele

Afokale Fotografie: Mond

Am 9.9.2019 war mal wieder der goldene Henkel (Montes Jura) auf dem Mond zu sehen - und auch der Himmel immer wieder mal klar. Zu meiner Überraschung erwiese sich das StarTravel 120/600 als das ideale Teleskop für den goldenen Henkel, weil es dank seiner Farbfehler den goldenen Henkel gelb einfärbte. Jedenfalls auf einigen Fotos... Wenn man genauer hinschaut, findet man mehr Objekte mit einer gelben Einfärbung, insbesondere in der Nähe des Terminators (Schattengrenze).

Abbildungen: Zwei Beispiele; auf dem Foto rechts hat sich das Gold mehr nach unten verschoben... (mittlere Reihe nachgeschärft, untere Reihe dito und schwarz-weiß)

Afokale Fotografie: Jupiter

Am 9.9.2019 habe ich außerdem versucht, den Jupiter mit einem 10 mm-Okular (60-fache Vergrößerung) und der Sony RX100 M4, die ich einfach ans Okular gehalten habe, zu fotografieren. Wenn man die Fotos betrachtet, sollte man daran denken, dass das ST120 nicht für die Beobachtung von Planeten konzipiert und seine Brennweite von 600 mm dafür viel zu kurz ist.

Abbildungen: Jupiter mit ST120 und 10 mm-Okular, Sony RX100 M4 ans Okular gehalten; die beiden linken Fotos mit 50 mm Brennweite (äquiv.), die drei rechten mit 70 mm Brennweite (äquiv.)

 

Fazit

Nach ersten Tests, einem Urlaub und einigen anschließenden Vergleichen mit meinen vorhandenen Teleskopen möchte ich nun mein persönliches und laienhaftes Fazit aus meinem "Ausleih-Experiment" ziehen, zumal ich das Teleskop seinem Besitzer bereits zurückgegeben habe.

Ich hatte den Kauf des Sky-Watcher StarTravel 120/600 erwogen, weil ich ein noch reisefähiges Teleskop suchte, das mehr Öffnung hat als mein PS 72/432-Refraktor und dementsprechend mehr DSOs zugänglich macht. Mein Händler hat das Teleskop trotz der bekannten Farbsäume als "erwägenswert" bezeichnet, weil es preiswert ist und ansonsten eine gute Bildqualität hat (jedoch nicht so kontrastreich wie ein ED- oder APO-Refraktor). Dennoch hat er mir von einem Kauf abgeraten, weil er das ST120 von den technischen Werten her zu nahe an meinem Newton-Teleskop Sky-Watcher Explorer 150PDS sieht. Ein kurzer Blick auf die Daten beider Teleskope hat mir das bestätigt, und ich muss ihm darin recht geben. Was dabei aber "unter den Tisch" fällt, sind Handhabbarkeit und Reisefähigkeit. Letztere ist beim ST120 gerade noch gegeben, beim Explorer 150PDS jedoch nicht. Bezüglich der Handhabbarkeit ist der Explorer 150PDS bei mir auch schon an der "Schmerzgrenze", vor allem beim Aus- und Einpacken und beim Montieren. Das ST120 ist zwar groß, aber für mich viel besser beherrschbar.

Auch der Besitzer des ST120 hat mir mehrfach erklärt, dass ich dieses Teleskop nicht benötige, weil ich mit dem Skymax-127 und dem 6"-Newton schon zwei Geräte im gleichen Bereich besitze und beide ihre speziellen Vorteile haben: der Skymax-127 an Planeten und hellen Objekte bei höheren Vergrößerungen, und der Newton bringt mehr Übersicht als der Skymax-127 und bessere Beobachtungsmöglichkeiten für DSOs. Der ST120 sei ein reines Rich-Field-Teleskop, also für große Übersichten prädestiniert, doch für diesen Zweck habe ich es gar nicht eingesetzt. Stimmt alles! Mehr dazu weiter unten in meiner Pro-und -Kontra-Tabelle!

Ich habe einige Kundenbeurteilungen für das StarTravel 120/600 auf der Teleskop-Spezialisten-Website gelesen und weitgehende Übereinstimmungen mit meinen Erfahrungen gefunden. Dabei wurden sowohl bekannte Schwächen (durch die Fraunhofer-Bauart bedingt, dazu eine gewisse Bildfeldwölbung) wie auch Vorteile aufgezählt, von denen vor allem die im allgemeinen gute Bildqualität (von den bauart-bedingten Farbfehlern abgesehen) und die Transportabilität bei gleichzeitiger großer Öffnung sowie die Eignung als Weitfeld-Teleskop hervorgehoben wurden.

Hier jetzt mal meine Liste der "Argumente" und mein Kommentar dazu:

Pro StarTravel 120/600 Contra StarTravel 120/600 Meine Bewertung... Fazit
Gute Bildqualität (bei nicht zu hoher Vergrößerung) Kontrast geringer als bei ED-/APO-Refraktoren Kann ich nichts zu sagen, aber stimmt laut dem, was ich in Foren gelesen habe... plus
  Massive Farbsäume bei Tag und bei hellen Objekten (Mond, Planeten, helle Sterne) Für Mond und Planeten habe ich besser geeignete Teleskope. Deshalb stören mich die Farbsäume weniger - Mond und Planeten betrachte ich damit nicht ernsthaft (Saturn geht noch...) egal bis minus
Farbsäume stören nicht bei DSO (sehe keine...)   Nach meiner Erfahrung, habe ich aber auch so in Foren gelesen (bei bis maximal 50-60-facher Vergrößerung)... plus
Rich-Field-Teleskop   Für Übersichten von 3-4°, benötigt (WA-)Okulare mit langer Brennweite; habe das bisher wenig genutzt, weil mir die Suche nach DSO wichtiger war. Aber ansatzweise konnte ich das schon testen. Das PS72 kann das aber auch (doch mit weniger Öffnung)... plus
  Andere Teleskope (allgemein) sind besser geeignet für DSO (vor allem solche mit mehr Öffnung) Stimmt, aber dann sind sie auch größer und schwerer und ggf. nicht mehr "reisefähig" und nicht mehr handhabbar für mich. egal
Noch reisefähig   Siehe Frankreich-Urlaub, wo wir stationär sind. Auf einen Urlaub mit wechselnden Übernachtungsorten wie unsere Urlaube in Schweden würde ich bestenfalls das PS72 mitnehmen. Aber in Schweden sind die Nächte eh' im Sommer für Beobachtungen zu hell... plus
Noch handhabbar für mich   Das ST120 ist schon recht lang und etwas schwerer, aber ich kann es noch ohne Probleme montieren und wieder demontieren. plus
  Nicht schon wieder ein neues Teleskop! Das stimmt! Aber es geht mir weniger um das "Ansammeln von Teleskopen" als um das "Optimieren" meiner Teleskop-Sammlung. Und damit stehe ich nicht allein... minus
Vorhandene Teleskope: Besser als das PS72 bei DSO, leicht besser bei DSO als das Skymax-127 Vorhandene Teleskope: Nicht ganz so gut wie der Explorer 150PDS Die tatsächliche Konkurrenz in meinem "Stall" scheint das Skymax-127 zu sein, das bei DSO eine ähnliche Leistung abzuliefern scheint, an Mond und Planeten besser ist und sogar noch in eine kleine Sky-Watcher-Tasche passt, also "reisefähig" ist. Beinahe hätte ich es auch nach Frankreich mitgenommen, aber dann kam das ST120... hmmm...
... ... ... ...

Alles in allem war ich nach diesem "Ausleih-Experiment" so schlau wie vorher, was die Kaufentscheidung angeht. Auf jeden Fall habe ich viele interessante Erfahrungen mit dem ST120 gesammelt und einiges über Refraktoren dieses Typus gelernt - und es juckte danach immer noch ein wenig in den Fingern... Dennoch sah es danach aus, als ob ich auf einen Kauf verzichten und das Skymax-127 etwas mehr zur DSO-Beobachtung herannehmen würde. Und natürlich auch den Explorer 150PDS (so lange ich ihn besaß) bzw. das C8 (das den Explorer ersetzte), sofern ich mich dazu aufraffen kann...

Es kam aber ganz anders, weil ich mich zunächst dafür entschied, den Explorer 150PDS durch einen Celestron C8 zu ersetzen (Ende 2019); das Skymax-127 habe ich dann doch behalten, obwohl ich es zunächst ebenfalls verkaufen wollte, weil es sich (noch) gut als Reiseteleskop eignet. Und schließlich habe ich mir im Juli 2020 noch einen APO-Refraktor (TLAPO1207) gegönnt, mit weniger Öffnung, aber sicher viel besserer Bildqualität. Der ist dann allerdings gar nicht mehr reisefähig...

 

Links

 

Anhang: Daten des Sky-Watcher StarTravel 120/600 Refraktors

Technische Daten

Teleskop: Sky-Watcher StarTravel ST120
Optische Bauart Refraktor
Hauptspiegel-Durchmesser 120 mm (4,7")
Brennweite, Öffnungsverhältnis 600 mm, f/5
Auflösungsvermögen 0,96"
Visuelle stellare Grenzgröße 13,1 mag
Lichtsammelleistung 290
Empfohlene Maximalvergrößerung 240 x
Abmessungen Teleskoptubus (Durchm. x Länge) 116/142 mm x 660 mm
Nettogewicht Basis ---
Nettogewicht optischer Tubus 4,0 kg
Nettogewicht gesamt ---

Dunkelblau: Teleskope in aktuellem Besitz; kursiv und dunkelrot: Teleskope, die ich besaß; schwarz: zum Vergleich; *) selbst gemessen; **) korrigierte Werte

Siehe auch Tabelle der Daten aller meiner Teleskope (und einiger anderer...)

Beobachtungsrelevante Daten (im Vergleich mit meinem Refraktor und meinem Newton-Tubus)

Teleskop
Teleskop-
Brennweite
(mm)
Öffnung
(mm)
Öffnungs-
verhältnis
Licht-
sammel-
leistung
Maximal+
Minimal*
Maximal*
Minimal+
sinnvoll nutzbare
Vergrößerung+
sinnvoll nutzbare
Okularbrennweite (mm)
Faktor/Austrittspupille (mm) >
Herst.
1,5
2
6,5
7
6,5
7
1,5
2
PS 72
432
72
6
106
144
108
144
11,08
10,29
39,0
42,0
4,0
3,0
ST120
600
120
5
290
180
240
18,46
17,14
32,5
35,0
3,3
2,5
TS-Optics Photoline 102 mm f/7
714
102
7
212,3
 
---
204
15,69
14,57
45,5
49,0
4,7
3,5
Explorer PDS150/Dobson 6"
750
150
5
459
225
300
23,08
21,43
32,5
35,0
3,3
2,5

*) Für eine Austrittspupille von 6,5 mm und 7 mm
+) Faktor 1,5 bzw. 2 angegeben für Dobsons/Newtons; allgemein wird der niedrigere Wert von 1,5 für Newton-Teleskope genommen; sofern der Hersteller einen anderen Wert für die maximal Vergrößerung angibt, ist dieser auch aufgeführt (manche Hersteller sind da sehr großzügig...).

Vergrößerung und andere Daten bei verschiedenen Okularbrennweiten (meistens meine aktuellen Okulare)

Hinweis: Diese Tabellen beinhalten ein TSWA32-Okular (2", 32 mm Brennweite, 70° Sehwinkel), das mir zusammen mit dem StarTravel 120 ausgeliehen wurde, ein 38 mm-Okular (2", 70° Sehwinkel) und ein 56 mm-Okular (2", 52° Sehwinkel).

Teleskop
Weitere Daten
Okular-Brennweite (mm)
Vergrößerung
 
Teleskop-
Brennweite (mm)
4
7
10
16
18
24
26
28
32
32
35
38
40
56
PS72
432
108,00
61,71
43,20
27,00
24,00
18,00
16,62
15,43
13,50
13,50
12,34
11,37
10,8
7,71
ST120
600
150,00
85,71
60,00
37,50
33,33
25,00
23,08
21,43
18,75
18,75
17,14
15,79
15,0
10,71
TLAPO1027
714
178,50
102,00
71,40
44,63
39,67
29,75
27,46
25,50
22,31
22,31
20,40
18,79
17,85
12,75
150PDS
750
187,50
107,14
75,00
46,88
41,67
31,25
28,85
26,79
23,44
23,44
21,43
19,74
18,75
13,39
Skymax-127
1500
375,00
214,29
150,00
93,75
---
62,50
---
---
46,88
---
---
---
---
---
C8
2032
508,00
290,29
203,20
127,00
112,89
84,67
78,15
72,57
63,50
63,50
58,06
53,47
50,80
36,29
C8 (Red.)
1280
320,00
182,86
128,00
80,00
---
53,33
---
---
40,00
---
---
---
---
---
 
Sehwinkel (°)
Scheinbarer
Sehwinkel (°) >
82
82
72
82
82
65
26
56
52
70
69
70
68
52
 
Teleskop-
Brennweite (mm)
4
7
10
16
18
24
70
28
32
32
35
38
40
56
PS72
432
0,76
1,33
1,67
3,04
3,42
3,61
4,21
3,63
3,85
5,19
5,59
6,16
6,30
6,74
ST120
600
0,55
0,96
1,20
2,19
2,46
2,60
3,03
2,61
2,77
3,73
4,03
4,43
4,53
4,85
TLAPO1027
714
0,46
0,80
0,91
1,84
2,07
2,18
2,55
2,20
2,33
3,14
3,38
3,73
3,92
4,08
150PDS
750
0,44
0,77
0,96
1,75
1,97
2,08
2,43
2,09
2,22
2,99
3,22
3,55
3,63
3,88
Skymax-127
1500
0,22
0,38
0,48
0,87
---
1,04
---
---
1,11
---
---
---
---
---
C8
2032
0,16
0,28
0,35
0,65
0,73
0,77
0,90
0,77
0,82
1,10
1,19
1,31
1,34
1,43
C8 (Red.)
1280
0,26
0,45
0,63
1,03
---
1,22
---
---
1,30
---
---
---
---
---
 
Austrittspupille (mm)
 
Öffnungs-
verhältnis
4
7
10
16
18
24
26
28
32
32
35
38
40
56
PS72
6
0,67
1,17
1,67
2,67
3,00
4,00
4,33
4,67
5,33
5,33
5,83
6,33
6,67
9,33
ST120
5
0,80
1,40
2,00
3,20
3,60
4,80
5,20
5,60
6,40
6,40
7,00
7,60
8,00
11,20
TLAPO1027
7
0,57
1,00
1,43
2,29
2,57
3,43
3,71
4,00
4,57
4,57
5,00
5,43
5,71
8,00
150PDS
5
0,80
1,40
2,00
3,20
3,60
4,80
5,20
5,60
6,40
6,40
7,00
7,60
8,00
11,20
Skymax-127
11,81
0,34
0,59
0,85
1,35
---
2,03
---
---
2,71
---
---
---
---
---
C8
10
0,40
0,70
1,00
1,60
1,80
2,40
2,60
2,80
3,20
3,20
3,50
3,80
4,00
5,60
C8 (Red.)
6,3
0,63
1,11
1,59
2,54
---
3,81
---
---
5,08
---
---
---
---
---

Blau: zu Vergleichszwecken geliehene Ausrüstung; grau: verkaufte Ausrüstung; kursiv: 2"-Okular

Vergrößerung: gelb: niedrig (30-50 x); magenta: mittel (80-100 x); violett: hoch (150-200 x - und mehr); rot: über maximal sinnvoller Vergrößerung.
Austrittspupille: Werte in Zellen mit magenta Hintergrund sind entweder zu klein (< 1 mm) oder zu groß (> 6,4/7 mm); gelber Hintergrund: optimal für Galaxien (etwa 2-3 mm).

Empfehlungen von Okularbrennweiten für das StarTravel 120/600 (nach meinen und anderen Empfehlungen)

Kriterien Austrittspupille
Okular-Brennweite
Kategorie Einsatzgebiet
von - bis
errechnet
käuflich
Beispiele
Vorschläge
Maximales Gesichtsfeld Aufsuchen
7
10
35-50
35-56*
35...40*
35, 38, 40
Minimalvergr. / großes Gesichtsfeld Übersicht, großflächige Nebel
4,5
6,5
22,5-32,5
20-32*
25...32*
25, 26, 28, 32
Normal-
vergrößerung
Großflächige, flächenlichtschwache Nebel; Nebel, offene Sternhaufen
3,5
4
17-20
16-20*
16...20
16, 18, 20
Optimal für viele Objekte, z.B. für die meisten Galaxien, und mittelgroße DSO
2
3
10-15
10-15
10, 12, 15
10, 12, 15

Maximal-
vergrößerung / Maximale Auflösung

"Normale" Obergrenze für die Vergrößerung; Kugelsternhaufen
1
1,5
5-7,5
5-7,5
5, 6, 7
(5, 6, 7)***
Maximale Wahrnehmbarkeit kleiner, kontrastarmer Details; planetarische Nebel, kleine Galaxien; Maximalvergrößerung für Planeten und Mond
0,6
0,8
3,0-4,0
3-4
3, 3,5, 4
(3,5, 4)***
Trennen enger Doppelsterne, kleine planetarische Nebel; Wahrnehmung schwächster Details
0,4
0,5
2,0-2,5
2-2,5
2,5
---

*) Teilweise als 2"-Okular verfügbar; **) eigentlich keine passenden 1,25"-Okulare verfügbar, Probleme mit der Einsicht bei 40 mm; kursiv: nicht möglich; rot: Vergrößerung zu hoch; ***) das ST120 ist ein Rich-Field-Teleskop und normalerweise wird es nicht mit Vergrößerungen über 60-fach verwendet (ich habe es bis 150-fach (= 4 mm) verwendet)

 

Anhang 2: Sky-Watcher StarTravel 120/600-Bericht (für Teleskop-Spezialisten)

Im September 2019 habe ich das Sky-Watcher StarTravel 120/600 von einem Sternfreund ausgeliehen und mit in den Urlaub nach Frankreich (Sumène, Haute Loire) genommen. Dort ist der Himmel deutlich dunkler ist als in meinem Wohnort Mühlhausen/Kraichgau (der Astronomieclub Orion43 hat seine Sternwarte nicht weit von unserem Campinglatz in Le Betz). Außerdem habe ich meinen kleinen ED-Refraktor Omegon PS 72/432 mitgenommen und beide Refraktoren zu vergleichen; das fand aber kaum statt.

In den ersten drei Nächten war der Himmel ab etwa 21 Uhr dunkel und die Milchstraße gut zu sehen, doch ab etwa 22 bis 23 Uhr machte sich der aufgehende und abnehmende Mond bemerkbar, und die Milchstraße verschwand allmählich. In der Zeit dazwischen konnte ich eine Reihe von Objekten mit dem ST120 beobachten, und zwar in der ersten und dritten Nacht. In der zweiten Nacht beobachtete ich mit meinem PS 72/432 bei vermutlich dunklerem Himmel und konnte auch mit diesem alle Objekte in - für mich - ähnlicher Qualität beobachten wie mit dem ST120. Da ich nicht beide Teleskope gleichzeitig benutzen konnte, fiel jedoch ein Vergleich schwer und musste auf zu Hause verschoben werden. Danach habe ich das PS72 nicht mehr im Urlaub benutzt.

Bis zum Ende unseres Urlaubs habe ich mit Unterbrechungen noch weitere Beobachtungen mit dem ST120 durchgeführt; bei diesen störte der Mond weit weniger oder gar nicht mehr. Ich habe auch noch einige Rich-Field-Beobachtungen mit meinem TSED35-Okular und einem geliehenen TSWA32-Okular durchgeführt, aber mein Schwerpunkt lag auf dem "Abgrasen von DSOs", um einen Eindruck davon zu erhalten, welche Objekte ich mit dem ST120 finden kann. Insgesamt habe ich in den drei Wochen Urlaub gut 50 DSOs beobachtet, darunter gut 20 für mich neue, denn ich wollte auch meine Liste der beobachteten DSO endlich wieder etwas erweitern:

Alles in allem war ich vom StarTravel 120/600 bei der DSO-Beobachtung sehr angetan, zumal ich bei diesen keine störenden Farbsäume erkennen konnte. Dass der StarTravel als "Farbwerfer/eimer" gilt, war mir bekannt, und ich konnte dies auch selbst bei Tag, am Mond und an Planeten bestätigen, aber das war nicht mein "Anliegen" bei den Urlaubsbeobachtungen.

Auf die manchmal monierte Bildfeldwölbung habe ich nicht geachtet, aber bei höheren Vergrößerungen wurde das Scharfstellen immer kniffeliger. Viele Besitzer gehen allerdings selten über eine Vergrößerung von 40-60-fach hinaus, und da lässt sich das Teleskop noch gut scharf stellen.

Ich selbst habe keine "Bauchschmerzen" gehabt, wenn nötig, mit dem StarTravel 120/600 und meinem 7 mm- und 4 mm-Okular auf bis zu 150-fach vergrößern, um zum Beispiel Sternhaufen aufzulösen oder feine Sterne bei offenen Sternhaufen wie M 11 zu sehen. Bei meinem PS 72/432 ist hingegen bei gut 100-fach Schluss, und darüber würde es ohnehin sehr dunkel im Okular...

Zu Hause habe ich das StarTravel 120/600 noch einmal an wenigen ausgesuchten Objekten, vor allem an M 11 (Wildentenhaufen), verglichen (mehr ließ das Wetter nicht zu). Dabei zeigte sich im Grunde, dass die Leistung der Öffnung folgt (wenn man annimmt, dass ein Maksutov-Cassegrain etwas unter seiner Obstruktion "leidet"):

Nach diesem "Ausleihexperiment" weiß ich zwar nicht, ob ich mir das StarTravel 120/600 kaufen werde, weil es insbesondere meinem 6"-Newton in den technischen Daten zu ähnlich ist. Doch ich weiss nach dieser Erfahrung, dass der ST120-Refraktor auf jeden Fall ein gutes (und dafür vielleicht etwas zu großes) Reiseteleskop für die Beobachtung von Deep Sky Objekten ist - und auch für zu Hause, wenn man keinen großen Aufwand betreiben möchte. Für Sonne, Mond und Planeten habe ich dagegen besser geeignete Teleskope in meinem "Stall" (auch wenn ein Gelbfilter zum Beispiel am Mond helfen kann).

Natürlich fehlen mir auch Vergleiche mit guten APO-Refraktoren, die vermutlich deutlich bessere Kontraste liefern würden. Die sind allerdings nicht ganz billig, während das StarTravel 120/600 sehr erschwinglich ist.

 

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08.04.2022