Einführung | Aktualisierung der AZ-GTi-Software | Ausbalancieren | Polausrichtung | Home-Position | Erste Erfahrungen | Vorläufiges Fazit | Links
Auf dieser Seite stelle ich erste Erfahrungen mit der Sky-Watcher Polhöhenwiege (Wedge) für meinen Sky-Watcher AZ-GTi-Montierungskopf zusammen (8.2.2021 bestellt, am 9.2. angekommen). Zusammen mit dem Stativ der Sky-Watcher AZ-Pronto-Montierung (oder einem anderen Stativ) wird daraus eine parallaktische (oder EQ-) GoTo-Montierung, die mittels der SynScan-App oder -Handbox gesteuert wird. Auf dieser Montierung möchte ich die Tuben Omegon PS 72/432 und Celestron C5 verwenden.
Hinweis: Die interne Software der AZ-GTi-Montierung muss aktualisiert werden, damit die Montierung sowohl im AZ- als auch im EQ-Modus betrieben werden kann. Mehr dazu unter Aktualisierung der AZ-GTi-Software.
Siehe auch:
Hinweis: Anfang Oktober 2024 habe ich meinen Sky-Watcher AZ-GTi-Montierungskopf zusammen mit der Sky-Watcher Polhöhenwiege verkauft. Deshalb kann ich auf dieser Seite keine weiteren Erfahrungen mit dieser Montierung mehr berichten. |
Im Jahr 2018 hat Sky-Watcher eine neue Software für die AZ-GTi-Montierung veröffentlicht, die es ermöglicht, diese Montierung nicht nur im AZ-Modus, sondern wahlweise im AZ- und EQ-Modus zu betreiben. Wie diese Aktualisierung durchzuführen ist, wird weiter unten behandelt. Anscheinend kann man nach dieser Aktualisierung auch den Teleskop-Tubus in beliebiger Richtung einsetzen. Ich dachte zunächst, dass das wie im AZ-Modus für eine optimale Platzierung des Suchers wichtig wäre. Doch später fand ich heraus, dass der Schwalbenschwanz für die Aufnahme der Prismenschiene in der Home-Position horizontal liegt, so dass die Orientierung des Tubus keine Rolle spielt. Dazu später (bzw. an anderer Stelle) mehr!
Für den EQ-Modus muss der AZ-GTi-Montierungskopf auf eine Polhöhenwiege gesetzt und "eingenordet" werden (Polausrichtung = Polar Alignment). Auch dieses wird weiter unten behandelt. Grundsätzlich ist jede von der Größe her passende Polhöhenwiege geeignet, aber natürlich bietet sich eine Sky-Watcher Polhöhenwiege an, nämlich die zur Sky-Watcher Star Adventurer passende. Ausschließlich diese wird auf meinen Seiten behandelt. Außerdem benötigt man ein Gegengewicht und einen langen Bolzen, der es trägt. Und schließlich ist der Drehgriff der Klemmschraube für die Vixen-Schiene zu groß, so dass die Klemmschraube durch eine andere ersetzt werden muss. Alle diese Teile werden auf Seite Polhöhenwiege für Sky-Watcher AZ-GTi AZ GoTo-Montierung - Informationen gezeigt.
Diese Seite liefert zum einen Informationen über die zusätzlichen Dinge, die benötigt werden oder die man machen muss, um die AZ-GTi-Montierung im EQ-Modus betreiben zu können. Diese Dinge versuche ich so darzustellen, dass sie schnell gelesen werden können.
Zum anderen berichte ich von meinen eigenen Erfahrungen bei dem Versuch, die AZ-GTi-Montierung im EQ-Modus zum laufen zu bringen. Dabei werden auch viele Irrwege beschrieben, und dieser Abschnitt ist nur für diejenigen Leser gedacht, die daran interessiert sind, welche möglichen Probleme auftreten können.
Für Anleitungen, wie man die interne Software der Sky-Watcher AZ-GTi-Montierung aktualisiert, siehe die folgenden englisch-sprachigen Videos:
Für Details siehe die Videos!
Da ich die mobile iOS-Version der SynScan-App verwende, brauchte ich nur die folgende Software von der Sky-Watcher-Website herunter zu laden:
Beide Zip-Files müssen unter Windows entpackt werden und werden am besten auf dem Desktop abgelegt. Dann wird der Firmware Loader gestartet und darin die Firmware ausgewählt und auf die Montierung übertragen. Wichtig ist dabei, dass
Bei mir klappte nur die Aktualisierung über das WLAN; mit USB-Dongle wird die Montierung nicht erkannt (obwohl ich einen entsprechenden Prolific-Treiber installiert habe)...
Abbildung: Der Prolific-Treiber, den ich von der Sky-Watcher-Website heruntergeladen und und auf meinem "virtuellen" PC installiert habe.
Abbildung: Dialogfenster des Firmware Loaders
Nach der Sky-Watcher-Dokumentation für seine äquatorialen Montierungen sollte das Teleskop vor jeder Beobachtungssitzung ausbalanciert werden, um die Belastung der Montierung und ggf. der Motorantriebe zu reduzieren. Das Teleskop sollte ausbalanciert werden, nachdem alle Zubehörteile (Okular, Kamera, usw.) angebracht wurden. Vor dem Ausbalancieren sollte das Teleskop exakt waagerecht und auf einer stabilen Unterlage stehen. Für die Fotografie wird empfohlen, das Teleskop, in die Richtung zeigen zu lassen, in der man fotografieren wird, bevor man die Balancierschritte durchführt.
Im Folgenden beschreibe ich die Schritte in vereinfachter Form in Anlehnung an die Sky-Watcher-Anleitung.
Die R.A.-Achse sollte ausbalaciert werden, bevor man die Deklinationsachse ausbalanciert. Drehen Sie das Teleskop, bis sowohl der optische Tubus als auch die Gegengewichtsstange waagerecht zum Boden ausgerichtet sind und der Teleskoptubus sich seitlich von der Montierung befindet. Bewegen Sie das Gegengewicht entlang der Gegengewichtsstange, bis das Teleskop ausbalanciert ist und beim Loslassen stehen bleibt. Ziehen Sie die Rändelschraube des Gegengewichts fest, um das Gegengewicht in seiner neuen Position zu halten.
Fotos: Ausbalancieren der Rektaszensions-Achse: das Teleskop erscheint ausbalanciert (oder die Reibung der Achse ist etwas zu stark, als dass sie sich drehen könnte...)
Alle Zubehörteile sollten vor dem Ausbalancieren um die Deklinations-Achse am Teleskop angebracht werden. Die Gegengewichtsstange sollte sich in einer horizontalen Position befinden, und der Teleskoptubus parallel zum Boden weisen. Lassen Sie das Teleskop vorsichtig los und beobachten Sie, in welche Richtung es sich dreht. Lösen Sie je nach Teleskop entweder die Teleskopklemmen und schieben Sie den Teleskoptubus in seinen Klemmen nach vorne oder hinten, bis er ausbalanciert ist, oder verschieben Sie die Vixen-Schiene, bis sich das Teleskop nicht mehr aus der parallelen Ausgangsposition dreht. Bei meinem Omegon PS72-Refraktor ist die Vixen-Schiene übrigens viel zu kurz, und ich kann den Tubus nicht ausbalancieren (ich müsste dafür Gewichte oder Magnete verwenden...).
Fotos: Ausbalancieren der Deklinations-Achse: Die Vixen-Schiene des PS72 ist viel zu kurz, um den Refraktor ausbalancieren zu können.
Siehe: Sky-Watcher AZGTi Mount with new dual mode AZ/EQ Firmware (Wolfie6020, Video): www.youtube.com/watch?v=By6mBcMspGQ
Wenn eine der beiden Drehachsen der Montierung parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, wie es bei parallaktischen/äquatorialen Montierungen der Fall ist, braucht man zur Nachführung nur die andere Achse zu bewegen. Dies vereinfacht die manuelle Nachführung und erhöht die Genauigkeit der motorischen Nachführung, was insbesondere bei länger belichteten Fotos wichtig ist.
Damit die R.A.-Achse parallel zur Erdachse ausgerichtet ist, muss man diese auf den (geographischen, nicht den magnetischen) Pol (siehe unten) ausrichten, also eine "Polausrichtung" durchführen. Diese kann in unterschiedlicher Form durchgeführt werden, von einfach bis aufwändig, und dementsprechend genügt die Genauigkeit geringen (visuelle Beobachtungen, Fotos mit kurzen Brennweiten und Belichtungszeiten) bis höheren Ansprüchen (Fotos mit längeren Brennweiten und Belichtungszeiten). Bei höheren Ansprüchen führt kein Weg an einem Polsucher vorbei, bei niedrigen genügen Kompass (oder Smartphone mit Kompass) oder der Blick durch den Sucher oder das Okular. Einige interessante Informationen zur einfachen Polausrichtung finden sich in dem Video "Polar align without looking through polar scope" von Kamil Pekala (www.youtube.com/watch?v=X2jagTiDZ6k).
Wichtig zu wissen ist, dass weder der magnetische Pol noch der Polarstern exakt dem geografischen Pol entsprechen. Wie schon geschrieben reicht es in vielen Fällen trotzdem, auf eines dieser beiden Ziele auszurichten. Der Polarstern rotiert einmal in 24 Stunden um den geografischen Pol (in etwa 1° Entfernung; ich habe auch von 2° Unterschied gelesen...), was mit Polsuchern berücksichtigt werden kann und damit zu höherer Genauigkeit führt.
Fotos: der Polarstern um 20 Uhr und um Mitternacht (29.3.2021)
Bei der Ausrichtung mit dem Kompass bzw. Smartphone ist zu beachten, dass der Kompass oft von Metall und magnetischen Störquellen beträchtlich abgelenkt werden kann. Ich habe das nachvollzogen und weiß wirklich nicht, ob ich dem vertrauen kann. Man kann im iPhone den Kompass auch auf den "echten Norden" einstellen, aber die genannten Probleme sind damit nicht beseitigt.
Deshalb schien es mir für eine einfache Polausrichtung sicherer, den Polarstern im Sucher bzw. Okular des Teleskops einzustellen. Dies wird in den Anleitungen zu den manuellen EQ-Montierungen von Sky-Watcher empfohlen und reicht für die visuelle Beobachtung sicher aus. In dem Video von Kamil Pekala wird dieser Fall nicht behandelt, weil es bei ihm primär um Fotos mit normalen Digitalkameras geht. Die Polausrichtung mit Polsuchern behandele ich zunächst nicht, zumal ich keinen besitze!
Von AZ-Montierungen wusste ich, dass sie, zumindest bei bestimmten Alignment-Methoden, beim Einschalten der Montierung in der "Home-Position" stehen müssen (Tubus eben und nach Norden ausgerichtet). Mir war nicht klar, ob dies auch bei EQ-Montierungen nötig ist und wenn ja, wie diese dann aussieht. Ein Blick in das Sky-Watcher SynScan-Handbuch sagte mir dazu das Folgende:
HOME POSITION OF AN EQUATORIAL MOUNT
Es hat einige Zeit gedauert, bis ich diese Information gesucht und gefunden habe... Sie besagt also, dass die Stellung für die Polausrichtung genau die Home-Position ist, die man für das "normale" Alignment benötigt. Wie praktisch!
Ich habe tagelang mit der AZ-GTi auf der Wedge (Polhöhenwiege) probiert, wie ich beim EQ-Modus vorgehen muss. Da der EQ-Modus für die AZ-GTi von Sky-Watcher nur "inoffiziell" unterstützt wird, gibt es keine Dokumentation dazu. Und aus den Berichten von Hobbyastronomen, die sie verwenden, wurde ich nicht schlau, weil mir die entscheidenden Informationen fehlten (oder zu fehlen schienen).
Im folgenden versuche ich, diese Zeit (aus eigenen Aufzeichnungen, Erinnerungen und E-Mails) zu rekonstruieren, um zu zeigen, wie man in die Irre gehen kann...
Am 26.3.2021 kam das Gegengewicht für die Montierung bei mir zu Hause an (Bolzen und Schraube kamen bereits eher), und so habe ich am Nachmittag versucht, die Montierung im EQ-Modus aufzubauen. Ich hatte dabei keine Ahnung, ob ich alles richtig machen würde, denn ich fand dazu leider nicht viele Fotos im Internet, bzw. ich keine konnte brauchbaren Fotos (mit Erläuterungen) finden... Tatsächlich stimmte der Aufbau, wie ich allerdings erst viel später herausfand. Doch der Anstellwinkel der RA-Achsen stimmte nicht ganz, weil die Wedge nach Süden zeigte, wenn der Tubus nach Norden zeigte. Dann gilt für die Neigung der Wedge, wie ich ebenfalls erst später herausfand, statt eines Anstellwinkels der geografischen Länge einer von 90°-Länge!
Fotos: "Beispielfotos" der Ausrüstung (meistens nicht "polar aligned")
Und da nun alles angeschlossen war, wollte ich einfach mal sehen, wie sich die Montierung bewegen lässt. Das funktionierte ganz anders als ich es von meinen AZ-Montierungen gewohnt war! Ich fand es extrem schwierig, ein Ziel, in diesem Fall den Mond, mit beiden Motoren anzufahren. Es dauerte ziemlich lange, bis mir das gelang! Dann ließ ich die Montierung einfach Mond nachverfolgen ("tracken"). Er war nach ein paar Minuten noch im Okular, aber nicht mehr so gut wie anfangs. Nun gut, ich hatte ja auch nicht "polar aligned" (ich wußte noch gar nicht, wie man das macht...), aber eine ungefähre Nordausrichtung und ein (fast) richtiger Wedgewinkel haben wohl für ein grobes Nachverfolgen ausgereicht!
Am nächsten Tag (27.3.2021) habe ich versucht, mich weiter bezüglich der Polausrichtung und des Aufbaus schlau zu machen, Links gesammelt und die entsprechenden Informationen angesehen. Einem finnischen Video entnahm ich, dass ein einfache Polausrichtung (Polar-Alignment) per Kompass oder Smartphone möglich ist (man muss aber die Missweisung durch Metall beachten, die beachtlich sein kann!). Laut Sky-Watcher-Anleitungen für seine EQ-Montierungen genügt es auch, den Polarstern im Sucher/Okular einzustellen. Für visuelle Beobachtungen reicht dies offensichtlich aus, auch wenn weder der Polarstern noch der magnetische Pol exakt mit dem geografischen Nordpol übereinstimmen. Wenn man gute Fotos mit langen Belichtungszeiten und Brennweiten machen möchte, dann braucht man allerdings einen Polsucher. Die SynScan-App und Handbox bieten ein Polar-Alignment über Sterne an, aber das ist so schlecht dokumentiert, dass ich es erst einmal in Ruhe ausprobieren muss. Das Ergebnis soll dann aber auch nicht sooo genau sein...
Das andere Problem bestand für mich darin, parallaktische Montierungen erst einmal zu verstehen, speziell die Drehachsen und das Ausbalancieren. Und wenn ich mir überlegte, wie man von der Nordstellung ein Ziel im Süden oder Westen anfahren soll, dann schien mir dies, zumindest bei der AZ-GTi, abenteuerlich zu werden (wie schon der erste Versuch am Vortag zeigte...). Ich habe diese Bewegung noch einmal "händisch" bei Tageslicht ausprobiert und auch abends mit Sternen.
Am Abend habe ich die Wedge zunächst nach Norden ausgerichtet und den Azimuth auf unsere geografische Länge eingestellt (so gut es mit der groben Skala der Wedge ging...), so wie es im Sky-Watcher Star Adventurer-Handbuch beschrieben ist. Dieses geht davon aus, dass die Wedge nach Norden weist und der Anstellwinkel der geografischen Länge entspricht.
Als "provisorischen Polsucher" habe ich den aufrichtenden 6-fach-Sucher meines C5 verwendet und im Prismenschuh der Wedge mit Gummibändern befestigt. Damit habe ich die Wedge auf den Polarstern ausgerichtet! Bei meiner "Konstruktion" bestand aber das Problem, dass der Polsucher wieder entfernt werden musste, damit die AZ-GTi-Montierung und das Teleskop montiert werden konnten. Bei so einer leichten Montierung besteht jedoch die ständige Gefahr, dass man sich dabei das Alignment wieder zerstört!
Fotos: Erster Anlauf für einen provisorischen Polsucher auf der Basis des C5-Suchers (Fotos vom 31.3.2021)
Nach dem "Einbau" von Montierung und Tubus stand der Tubus nun aber nach Süden! Damit der Aufbau so aussieht, wie auf vielen (unerklärten Fotos), und der Tubus nach Norden zeigt (für die von mir angenommene "Home-Position", die das Alignment benötigt), muss die Wedge jedoch nach Süden und nicht nach Norden zeigen, damit das Teleskop und sein Sucher nach Norden zeigen. Nachdem ich die Wedge gedreht und den Tubus eingesetzt hatte, bestand nun das Problem, dass der Polarstern viel höher stand, als wo mein Teleskop-Sucher ihn vermutete (also hinzeigte)... Da gab es also ein Problem, das ich zunächst nicht verstand! Trotzdem habe ich anschließend ein 1-Stern-Alignment durchgeführt und mich irgendwie zu Sirius und Orionnebel M 42 "hingewurschtelt". Immerhin blieb M 42 bei zwei Tracking-Versuchen 15-20 Minuten (oder sogar etwas länger) im Okular, wanderte jedoch immer weiter nach links...
Hinterher habe ich noch einmal um die Höhenskala der Wedge gekümmert, weil der Winkel ja nicht passte. Die Skala war einigermaßen korrekt aufgeklebt, wie ich mit einem Winkelmesser überprüfen konnte; eventuell war die Skala um einen Teilstrich falsch.... Ein Skalenteilstrich entspricht jedoch immerhin 3°, die Skala ist also recht grob. Möglicherweise war also die Skala für die beobachtete Höhendiskrepanz verantwortlich, so dachte ich, aber eigentlich war der Unterschied größer als ein Teilstrich.
In den folgenden Tagen habe ich mir die App "Polar Scope Align Pro" gekauft, die in dem oben genannten finnischen Video empfohlen wurde. Allerdings musste ich feststellen, dass für eine korrekte Ausrichtung nach Norden die von Montierung und Teleskop erzeugte Missweisung zu groß ist. Immerhin kann ich damit den Neigungswinkel der Wedge einigermaßen genau bestimmen...
Danach sind einige Dinge in Vergessenheit geraten, und ich mache einfach mit dem 30.3.2021 weiter!
Am 30.3.2021 entschied ich mich, nachdem ich auch schon tagsüber "geübt" hatte, die Montierung wegen des "Winkelproblems" für die Polausrichtung so aufzustellen, dass die Wedge wie auch der Tubus nach Norden zeigen. Dazu muss die Gewichtsstange waagerecht (parallel zum Boden) ausgerichtet sein! Dieser Aufbau schien mir nun nach all der Probiererei die "ideale Home-Position" für das Teleskop zu sein!
Fotos: Die neue Anordnung
Diverse Aligment-Versuche am Abend schlugen jedoch fehl, der Tubus rammte das Stativ oder fuhr sonstwo hin. Das war also offensichtlich nicht die Lösung! Ich habe trotzdem noch ein Alignment mit Sirius gemacht (wie auch immer...), aber das Tracking war schlecht und reichte nur für wenige Minuten. Möglicherweise lag dies am "falschen Aufbau"...
Außerdem habe ich wegend es veränderten Aufbaus den "Polsucher" umgestaltet und nun auch noch seinen Halter in die Konstruktion mit einbezogen. Ich habe versucht, ihn an der Montierung anzubringen, so dass er mit der komplett montierten Ausrüstung verwendet werden kann. Man könnte ihn mit dem Batteriefach verschrauben, aber zunächst habe ich mich für Gummibänder entschieden - für den praktischen Gebrauch allerdings unbrauchbar!
Fotos: neues Polsucher-Design (Fotos vom 2.4.2021)
Wegen der schlechten Ergebnisse vom Vortag und nach einigem Überlegen bin ich an am nächsten Tag (31.3.2021) aber wieder dahin zurückgekehrt, die Wedge für die Polausrichtung nach Süden zeigen zu lassen. Dann ist ja die RA-Drehachse der Montierung auch parallel zur Erdachse! Nur passte eben Polaris nicht in der Höhe für die Polausrichtung, wenn ich durch den Sucher oder das Okular schaute. Daraufhin habe ich mir gedacht: egal, ich drehe am RA-Winkel, bis Polaris im Sucher/Okular erscheint und schaue mal, was passiert! Das ging anscheinend; allerdings war das Tracking immer noch nicht gut. Diesmal habe ich die Zeit gemessen, und es dauerte etwa 6 Minuten, bis M 42 am Rand war - mit und ohne aktiviertes Tracking (die Drift-Richtungen unterschieden sich leicht)!
Am nächsten Morgen, dem 1.4.2021, fiel mir auf, dass das, was ich gemacht hatte, genau richtig ist. Denn wenn die Wedge nach Süden zeigt, sind der Anstellwinkel der Wedge und die RA-Drehachse samt Tubus um 90° versetzt. Damit man den richtigen Anstellwinkel erhält, muss man an der Wedge nun 90°-Länge einstellen!!! Statt 48° hatte ich nun 90°-48° = 42° (was ich auch in etwa eingestellt hatte, als ich den Polarstern zentriert hatte). Damit war das "Winkelproblem" gelöst (später fand ich auf der Website eines Spaniers zumindest eine "kryptische Bestätigung" dafür (am 2.4.2021).
Am Abend des 1.4. habe ich dann wieder probiert - mit mäßigem Erfolg beim Alignment. Ich habe das Ganze wieder für M 42 "hingewuschtelt". Aber diesmal hielt das Tracking bis zu einer Stunde (genau habe ich es nicht kontrolliert, aber M 42 war immer noch drin)!
Der Abend des 2.4. diente dem Replizieren des Tracking-Ergebnisses vom Vortag. Das Alignment klappte einigermaßen im zweiten Anlauf, was mir nahelegte, dass die Position des Ganzen richtig ist. Nach 45 Minuten war M 42 immer noch drin, nach über eine Stunde noch recht mittig (aber ich konnte M 42 nicht mehr so gut sehen)...
Bei der Polausrichtung zeigte sich allerdings, dass der Polsucher so, wie ich ihn konzipiert hatte, nicht verwendbar ist, denn ich bekam meinen Kopf nicht hinter den Sucher!!! An den Tagen vorher hatte ich ihn nicht benutzt und deshalb dieses Problem nicht entdeckt.
Am Morgen des 3.4.2021 habe ich noch einmal im Sky-Watcher SynScan-Handbuch nachgelesen, ob dort etwas über die Home-Position steht und ob das Teleskop diese beim Einschalten (wie bei AZ-Montierungen) einnehmen soll. Beides konnte ich bejahen. Und in der Tat ist es tatsächlich die Home-Position, wenn das Teleskop so steht, wie ich es mache, also mit der Wedge nach Süden (das steht nicht im Handbuch, aber es geht nicht anders...). Warum die Montierung bei dieser Ausrichtung manchmal falsch läuft, weiß ich nicht. Aber es gibt immer wieder Berichte darüber, dass sie das gerne mal tut! Also muss man es immer wieder neu versuchen, wenn sie falsch läuft (und das alte Alignment zurücksetzen = Reset Alignment (wie der oben genannte Spanier rät) oder die Montierung aus- und wieder einschalten). Damit war also das letzte Rätsel gelöst!
Mit diesem Wissen habe ich vormittags einige 1- und 2-Stern-Alignments durchgeführt, und es schien jedesmal zu funktionieren. Die Winkel für Jupiter und andere Ziele mit dem iPhone und der Alignment -App nachzumessen, klappte nicht wegen der Missweisung durch das Teleskop - die Werte waren in der Horizontalen deutlich verkehrt. Wenn ich weiter zurückging, besserte sich der Wert in Richtung auf den gewünschten.
Fotos: Aufbau mit PS 72/432 und Atik Infinity (aufgenommen hinterher am 4.4.2021)
Am Abend versuchte ich die Polausrichtung und das Alignment noch einmal. Es lief alles etwas "murksig", vor allem lag das Alignment viel zu tief. Danach habe ich die Montierung während des Essens tracken lassen. Nach einer halben Stunde stand M 42 noch ganz ordentlich. Und so habe ich die Atik Infinity an den PS72/432-Refraktor gehängt und M 42 mit Belichtungszeiten von 10, 15, 30 und 60 Sekunden fotografiert. Die Sterne waren besonders bei 60 Sekunden Belichtungszeit recht aufgeblasen*. Am Ende habe ich noch versucht, den Flammen- und den Pferdekopfnebel gemeinsam aufzunehmen. Da hatte ich schon bessere Ergebnisse!
*) Wie ich später gelernt habe, hilft ein UV/IR-Sperrfilter bei Refraktoren gegen das "Aufblasen" der Sterne.
Fotos: M 42/43 mit PS 72/432 und Atik Infinity
Am Abend des 4.4.2021 habe ich versucht, das Gelernte noch einmal anzuwenden, und zwar diesmal mit dem C5-Tubus.
Fotos: Aufbau mit C5 und Atik Infinity
Die Polausrichtung und das Alignment (1-Stern mit Rigel; später 2-Sterne mit Rigel und Castor) waren nicht besonders genau; für Castor musste ich mich verrenken... Meine Ziele waren M 42/43 sowie M 105 mit den Galaxien NGC 3384 (elliptisch) und der kleineren NGC 3389 (Spirale). Die Sterne waren nicht ganz so aufgeblasen wie am Vortag mit dem PS72/432 (weil das C5 kein Refraktor ist, wie ich später lernte).
Fotos: M 42/43 mit C5 und Atik Infinity
Um die AZ-GTi-Montierung als EQ-Montierung betreiben zu können, musste ich ein paar Dinge dazukaufen, einiges lernen, einiges aus Handbüchern entnehmen bzw. ignorieren. Mein Weg dahin war keineswegs geradlinig, zumal Sky-Watcher diese Konfiguration nur "inoffziell" unterstützt und nicht dokumentiert. Damit war für mich alles noch einmal schwieriger, als wenn ich von von einer AZ-Montierung auf eine normale EQ-Montierung umgestiegen wäre. Insgesamt glaube ich nun, alle Fragen geklärt zu haben und die AZ-GTi-Montierung im EQ-Modus sogar für EAA betreiben zu können.
Und so sieht mein Aufbau nun mit dem PS 72/432-Refraktor und dem C5 aus (der Tubus weist nach Norden, die Wedge nach Süden):
Dabei scheint es nach Tests, die ich am 8.6.2021 gemacht habe, egal zu sein, ob die Schraube der Prismenschine nach links oder nach recht weist, also wie herum der Tubus in die Prismenschiene eingesetzt ist (bei der azimutalen Betriebsweise gibt es dagegen eine "Vorzugsrichtung" (Tests vom 7.6.2021), die ich auf der Montierung markiert habe).
Was jetzt noch fehlt, ist ein Polsucher, um die Montierung auch mit längeren Belichtungszeiten betreiben zu können. Wie es mit der Feldrotation aussieht, ist bisher auch noch eine offene Frage. Aber eigentlich sollte es bei einer EQ-Montierung keine geben...
Sei Juni 2021 habe ich die AZ-GTi nicht mehr im EQ-Modus, sondern aus unterschiedlichen Gründen nur im AZ-Modus betrieben. Aus diesem Grunde kann ich hier nichts Aktuelleres berichten...
Hinweis: Anfang Oktober 2024 habe ich meinen Sky-Watcher AZ-GTi-Montierungskopf zusammen mit der Sky-Watcher Polhöhenwiege verkauft. Deshalb kann ich auf dieser Seite keine weiteren Erfahrungen mit dieser Montierung mehr berichten. |
11.10.2024 |