Einführung | Die neue App-Version (Version 1.1.0) | Zwischenfrage: Belichtung | Kleine Fehlersammlung | Verbesserungsvorschläge | Fazit zu Version 1.1 | Links
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Auf dieser Seite stelle ich weitere Erfahrungen (ohne Beobachtungen) mit meinem elektronischen 4,5"-Newton-Teleskop Unistellar eVscope zusammen (Mitte November 2017 bei Kickstarter beteiligt, am 27.1.2020 eingetroffen). Auf dieser Erfahrungseite geht es um Erfahrungen mit der App-Version 1.1 (ab dem 5.10.2020).
Hinweis: Da Unistellar die hier beschriebene App-Version 1.x Anfang Juli 2022 durch die App-Version 2.0 ersetzt hat, ist diese Seite obsolet geworden! |
Beachten Sie bitte auch, dass bereits im Januar 2021 die App-Version 1.2 (ab dem 11.1.2021) folgte, so dass ich nicht in der Lage war, zu einem klaren Fazit für die App-Version 1.1 zu kommen. Dieses vertage ich auf die App-Version 1.2.
Weitere Hinweise: Siehe Seite Übersicht der Unistellar-Seiten für genau dieses! Für eine detaillierte Übersicht des Versionsverlaufes siehe Seite Unistellar-App-Versionsverlauf.
Fotos: Mein eVscope (Ende Januar 2020)
Mein eVscope traf Ende Januar 2020 bei mir zu Hause ein. In den ersten Wochen betrieb ich es mit einer App, die eine Versionsnummer unter 1.0 besaß. Über meine Erfahrungen mit dieser frühen App-Version berichte ich auf der Seite Unistellar eVscope - Erste Erfahrungen (V. 0.9). Über meine Erfahrungen mit der nachfolgenden App-Version 1.0 berichte ich auf Seite Mehr Erfahrungen (V. 1.0).
Hinweis: Wer bereits mit einer neueren App-Version einsteigt, braucht auch die genannten Seiten nicht zu lesen.
Die folgenden beschriebenen Erfahrungen beruhen auf der App-Version 1.1 und beziehen sich zunächst nur auf Änderungen gegenüber dem vorherigen Zustand, später auch auf Änderungen, die im Laufe dieser Version vorgenommen wurden. Zum einen wurde laut Unistellar die Stabilität der App erhöht, zum anderen wurden einige Veränderungen im Funktionsumfang und an der Benutzungsoberfläche vorgenommen, hier die vielleicht wichtigsten:
Alle Neuerungen werden im Folgenden beschrieben. Für eine detailliertere Versionsübersicht, siehe Seite App-Versionsverlauf. Ein Video (auf englisch), das die Neuigkeiten in Version 1.1 zeigt, kann hier angesehen werden.
Seit dem 5.10.2020 ist die neue App-Version (V 1.1.0) in Europa verfügbar, und ich habe sie noch am selben Tag geladen. Als allererstes verlangte die App, wie schon in der vorigen Version, mein eVscope zu aktualisieren, was auf Anhieb klappte. Die neue App-Version bietet laut App Store die folgenden Neuerungen (in meinen eigenen Formulierungen):
Ein Video (auf englisch), das die Neuigkeiten in Version 1.1, zeigt, kann hier angesehen werden.
Version 1.1 erhielt zwei Aktualisierungen (Version 1.1.1 am 13.10.2020 und Version 1.1.2 am 19.12.2020); beide beinhalteten nicht näher spezifizierte Verbesserungen des eVscope Erlebnisses und verschiedene Fehlerbehebungen. Ab Version 1.1.1 war das Einfrieren der App beim Daten-Upload behoben.
Auf Anhieb fällt es mir schwer zu sagen, was sich hinter dieser Aussage verbirgt. Auf jeden Fall wird nun ein Foto gespeichert, wenn man das Objekt im Enhanced Vision-Modus wechselt, so dass man nicht extra vorher das Bild speichern muss, wenn man ein neues DSO auswählen möchte. Auf diese Weise wird auch die Zeit im Enhanced Vision-Modus optimal genutzt. Ich habe diese Änderung vorgeschlagen, war aber sicher nicht der einzige, der das getan hat.
Das ist eine sehr nützliche Verbesserung, denn nun weiß man auf Anhieb, wie lange man schon im Enhanced Vision-Modus verweilt. Leider wird diese Zeit nicht in irgendeiner Form gespeichert, man müsste sie also aufschreiben. Mein (nicht umgesetzter) Vorschlag war, die Verweildauer optional an den Dateinamen anzuhängen (oder in den Exif-Daten anzugeben).
M 27 während der Enhanced Vision-Modus startet |
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M 27 nach 8 Sekunden im Enhanced Vision-Modus |
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M 27 nach 48 Sekunden im Enhanced Vision-Modus |
Fotos: M 27 mit verschiedenen Verweilzeiten im Enhanced Vision-Modus
Anfang 2021 bin ich über Diskussionen über die angezeigte Verweildauer im Enhanced Vision-Modus gestolpert. Offensichtlich war die angezeigte Dauer kürzer, in einigen Fällen sogar viel kürzer, als die tatsächliche Verweildauer im Enhanced Vision-Modus. Was geschah hier, stimmte etwas mit dem eVscope nicht? Tatsächlich war (oder ist...) nichts verkehrt mit dem eVscope, aber es macht nicht transparent, was tatsächlich passiert. Wie jede Stacking-Software verwirft auch die eVscope-Software schlechte Bilder. Diese können durch Vibrationen (Wind, oder jemand berührt das eVscope), Streulicht von Autos, etc. verursacht werden. Ein Astronom, der das eVscope parallel zu einem "normalen" EAA-Setup getestet hat, fand heraus, dass das eVscope viel mehr Fotos verwarf als das andere Setup. Die Gründe dafür liegen noch im Dunkeln...
Ich selbst habe auch festgestellt, dass die Anzeige der Verweilsdauer von Zeit zu Zeit "hängen bleibt", manchmal sogar für eine ganze Weile. Aber ich habe die angezeigte Dauer nie mit der tatsächlichen Zeit im Enhanced Vision-Modus verglichen. Irgendwie war ich wohl davon ausgegangen, dass das eVscope schlechte Fotos verwerfen würde...
Auch dies ist eine sehr nützlich Verbesserung! Selten ist das Objekt exakt in der Mitte des Bildfeldes, und so geriet es vor Version 1.1 oft aus dem Bildfeld, wenn man das Bild vergrößerte - und konnte nicht ins Zentrum zurückgeholt werden. Nun kann man das Objekt oder auch bestimmte Details wieder leicht in die Bildmitte zurückbewegen.
M 27 in normaler Vergrößerung |
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Auf 3-fache Vergrößerung gezoomt, M 27 ist aus dem Bildfeld verschwunden |
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M 27 wieder in die Bildmitte zurückgeholt (mit Finger-Gesten) |
Fotos: M 57 befindet sich nicht genau in der Bildmitte; nach Doppeltippen, um auf 3-fache Vergrößerung zu gelangen, ist M 27 nicht mehr zu sehen. Seit der neuen App-Version kann das Bild so mit den Fingern verschoben werden, dass M 27 wieder in der ungefähren Mitte des vergrößerten Bildes erscheint.
Nachdem dies jetzt möglich ist, fragt man sich, wieso diese Funktion nicht von Anfang an implementiert war. Denn das Bewegen des Bildfeldes ist etwas, das einfach "selbstverständlich" erscheint. Nichtsdestotrotz ein Dankeschön an Unistellar!
Nun gibt es für die manuelle Belichtung Regler für Helligkeit und Hintergrund (Background) statt Helligkeit und Kontrast. Den Helligkeitsregler habe ich gleich mit Erfolg verwendet, beim Hintergrundregler hatte ich anfangs weniger Erfolg, zmal ich nicht genau wusste, was er eigentlich macht. Anhand von Fotos des Hantelnebels M 27 konnte ich aber inzwischen seine (subtile) Wirkung herausfinden. In der Tat kann man damit den Himmelshintergrund heller oder dunkler erscheinen lassen. Allerdings sehe ich wenig Sinn darin, den Hintergrund noch heller einzustellen, als es die Automatik macht. Doch das Verdunkeln des Hintergrundes kann zu einem schönen schwarzen Himmel führen, ohne dass das eigentliche Objekt zu sehr verdunkelt wird (bitte die Fotos anklicken, um die Originale zusehen, auf denen die Unterschiede besser zu erkennen sind).
Hier, kann der Effekt des Hintergrund/Background-Reglers an M 27 anhand von Fotos verfolgt werden:
Geblieben ist das ärgerliche Hin- und Herspringen der Regler, je nachdem, wann die Belichtung eines Bildes beendet ist (jedes Bild wird 4 Sekunden lang belichtet). Ich hatte deshalb einen Fortschrittsindikator vorgeschlagen wie ihn die Atik Infinity-Software anbietet, damit man sich besser auf die Sprünge einstellen kann. Vielleicht kommt er ja eines Tages...
Alles in allem ist der Effekt des Hintergrund/Background-Reglers sehr subtil, und Unterschiede zwischen den Einstellungen sind bei Tage auf den Fotos schwer zu erkennen. Dennoch sind sie vorhanden!
Auch dies ist eine willkommene und oft gewünschte Verbesserung! Nun ist man nicht mehr darauf angewiesen, einen Screenshot zu machen, wenn man den Mond oder Planeten im Live View-Modus fotografieren möchte. Aber es funktioniert auch mit einigen helleren DSO, wie dem Ringnebel M 57.
Mond im Live View-Modus aufgenommen |
M 57 im Live View-Modus aufgenommen |
Dito |
Dies ist sicher ein nettes Feature, aber aus meiner Sicht nicht "lebensnotwendig"...
Foto: M 13 im Sternbild Herkules angezeigt
Hier gilt aus meiner Sicht das Gleiche!
Außer dem automatischen Speichern des Fotos, wenn der Enhanced Vision-Modus beendet wird, ist mir nichts aufgefallen, aber das heißt natürlich nicht, dass es keine gibt...
Die App ist in meinen Augen immer noch zu fehlerhaft, und dies scheint nach meinen ersten Erfahrungen mit der neuen Version zunächst einmal eher schlechter geworden zu sein. Sicher werden bald, wie auch bei Version 1.0, neue Versionen mit Fehlerbereinigungen nachgeschoben werden. Eine wurde bereits Mitte Oktober 2020 nachgeschoben (Version 1.1.1).
Mit App-Version 1.1 haben sich wichtige Änderungen ergeben, die die Belichtung in den beiden Beobachtungs-Modi betreffen. Indem es jetzt möglich ist, Fotos im Live View-Modus abzuspeichern, habe ich mich überhaupt erst um die Belichtung in diesem Modus gekümmert. Primär geht es dabei um Fotos heller Objekte, also des Mondes und der etwas größer erscheinenden Planeten. Dabei habe ich herausgefunden, dass die Planeten manuell und zwar deutlich schwächer belichtet werden müssen, als es die Automatik macht. Dies gilt insbesondere für Saturn. Bei Jupiter konnte ich nur die Monde erkennen, weder die Streifen noch beides (was visuell sehr wohl möglich ist).
Jupiter - 24.10.2020, Ausschnitte, mit Monden |
Dito, meine "besten" Streifen... (400%) |
Saturn - 247.10.2020, Ausschnitte |
Saturn - 27.10.2020, Ausschnitte |
Der Mond wird im Live View-Modus von der Automatik korrekt, manchmal vielleicht ein kleines bisschen zu hell, belichtet, aber wenn ich mir die Fotos hinterher genauer anschaue, sind diese verrauscht. Als ich mir daraufhin die automatischen Belichtungseinstellungen ansah, wurde mir der Grund dafür klar: die Belichtungszeiten waren extrem kurz, was zum Ausgleich ein höheres Gain (höhere Verstärkung) erforderte. Als ich die Zeiten in Bereichen zwischen 1/1000 und 1/250 s variierte, ging das Rauschen zurück; bei 1/100 s war der Mond zu hell, weil das Gain bereits auf Null war. Die Belichtungszeiten entsprachen in etwas auch denen, die ich bei "normalen" Mondfotos einsetze, um Verwackelungen zu vermeiden.
Gut Halbmond - 24.10.2020; autom. Bel. (1/2700 s) |
Gut Halbmond - 24.10.2020; 1/1000 s |
Fotos: Die ersten Fotos, auf denen ich einen Unterschied im Rauschverhalten bemerkt habe
Zum Zeitpunkt des Tests war der Mond gut halb. Ein paar Tage später war der Mond etwa 3/4 voll und viel heller. Hier musste das Gain bereits bei 1/1000 s auf Null gesetzt werden. Grundsätzlich ergaben sich aber ähnliche, wenn auch etwas schlechtere Ergebnisse: die Automatik belichtet zu kurz und stellt dementsprechend ein zu hohes Gain ein, was zu einem unnötig hohen Rauschen in den Fotos führt.
Mond - 27.10.2020; ca. 1/10000 s, automatische Belichtung |
Gut Halbmond - 24.10.2020; 1/1000 s, manuelle Belichtung |
Ich behandele dieses Thema auf der Seite Mond-Fotos (in Arbeit) ausführlicher!
Im Enhanced Vision-Modus hatte ich mich vor Version 1.1 weitgehend auf die automatische Belichtung verlassen, auch weil ich mit den Reglern für eine manuelle Belichtung nicht klar kam. Vor allem am Anfang schwankte diese zwischen heller und dunkler hin und her, wobei ich stets versuchte, die Fotos in den Dunkelphasen aufzunehmen. Später wurden diese Schwankungen geringer und stellten kein Problem mehr für mich dar.
Bei Version 1.1 fiel mir zum ersten Male auf, dass einige Objekte von der Automatik für meinen Geschmack zu hell abgebildet werden. Dies scheinen vor allem kompaktere Kugelsternhaufen wie M 15 und M 92 zu sein, die einen sehr hellen Kern aufweisen. Hier muss ich die Belichtung manuell stark zurücknehmen, um Ergebnisse zu erhalten, die im Zentrum nicht zu ausgewaschen sind. Möglicherweise ist diese "Entdeckung" aber gar keine Folge der neuen App-Version, sondern liegt daran, dass ich diese Objekte vorher nicht oder nur selten beobachtet habe.
M 15 automatisch belichtet |
M 15 manuell belichtet (schwächer) |
M 15, dito, bearbeitet und geschärft |
Mit Version 1.1 wurden die Regler für die manuelle Belichtung im Enhanced Vision-Modus verändert (siehe oben): aus Kontrast wurde Hintergrund/Background. Zwar springen die Regler immer noch etwas hin- und her, aber jetzt komme ich mit der manuellen Belichtungssteuerung weitgehend klar. Die Regelung des Hintergrundes (Background) ist allerdings, wie schon angemerkt, recht "subtil"...
Meine Liste an Verbesserungsvorschlägen ist nicht allzu lang:
Foto: Kleine Symbole an den Reglern würden verdeutlichen, was die Regler machen und in welche Richtung man sie für welchen Effekt ziehen muss.
App-Version 1.1 hat einige erfreuliche und nützliche Verbesserungen gebracht. Dafür ein "Danke" an Unistellar! Auf der anderen Seite gibt es eine Reihe von Wünschen (z.B. Aufnahmedaten in den Exif-Daten), die Unistellar einfach nicht erfüllen will. Da sind die Meinungen wohl unterschiedlich... Na ja, vielleicht eines fernen Tages... Und die Absturzrate, WLAN-Abbrüche und Verluste der Kontrolle als Betreiber sind etwas nervig und auf die Dauer frustrierend. Doch das wird hoffentlich bald der Vergangenheit angehören (in dieser Version wurde die geschilderten Probleme allerdings nicht gelöst...).
Ein generelles Fazit zum eVscope nach 9 Monaten Besitz, das sich auf die App-Version 1.1 stützt, ziehe ich auf Seite Unistellar eVscope - Zweites Fazit (Version 1.1).
Wie schon schon geschrieben, wurde diese App-Version am 11.1.2021 durch Version 1.2 ersetzt, wobei bis auf das Einfrieren der App beim Daten-Upload alle bis dahin bekannten Probleme bei mir noch auftraten.
19.09.2022 |