Unistellar eVscope - (Finales) Fazit

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Auf dieser Seite versuche ich, ein abschließendes Fazit zu meinem ehemaligen elektronischen 4,5"-Newton-Teleskop Unistellar eVscope 112 mm/450 mm (f/4)* zu ziehen.

*) Mitte November 2017 an Kickstarter-Kampagne beteiligt, am 27.1.2020 bei mir eingetroffen, Mitte März 2022 verkauft.

Hinweise:

Hinweis: Anfang Dezember 2021 habe ich ein im Oktober bestelltes eVscope 2 erhalten (ich hatte es bestellt, weil ich mich die bessere Bildqualität der Beispielfotos von Unistellar und das etwas größere Gesichtfeld überzeugt hatten). Deshalb habe ich mein eVscope Mitte März 2022 verkauft. Aus diesem Grunde werde ich an dieser Stelle keine weiteren Erfahrungen mit diesem Teleskop mehr berichten.

 

Einführung

Fotos: Mein eVscope (Ende Januar 2020)

Ende Januar 2020 habe ich mein "originales" eVscope von Unistellar erhalten und bis Mitte März 2022 besessen. Vor dem März 2022 hatte ich mir bereits ein eVscope 2 bestellt, welches das eVscope ersetzen sollte. Im Folgenden möchte ich versuchen, eine Art "Fazit" zum originalen eVscope zu ziehen. Übrigens habe ich im Laufe der Zeit drei "Zwischenfazits" gezogen, die man vielleicht auch dazu lesen könnte (Erstes Fazit - Zweites Fazit - Drittes Fazit).

Der Start mit dem eVscope verlief sehr holperig, aber im März 2020 konnte ich bereits einen großen Teil der Messier-Objekte in einem einwöchigen "Messier-Marathon" beobachten. Im Laufe der Zeit wurden es mehr als 250 Objekte, die ich mit meinem eVscope beobachtet hatte, darunter manche, die "Renner", sehr häufig, weil ich sie zur "Einstimmung" und Beurteilung der "Beobachtungsbedingungen" verwendete - oder um sie anderen vorzuführen. Siehe auch Seite Deep-Sky-Beobachtungen mit eVscope (Gesamtliste der Objekte) für eine Liste der beobachteten Objekte!

Anspruch, was ist das eVscope?

Das eVscope wird mit dem bemerkenswerten Anspruch beworben, hundertmal besser als ein vergleichbares visuelles Teleskop* zu sein. Dieser Vergleich ist bei vielen potentiellen Kunden nicht besonders gut angekommen; trotzdem hat Unistellar versucht, ihn "nachvollziehbar" zu machen. Interessanter ist vielleicht, in Worte zu fassen, wo das eVscope in etwa in der "Teleskop-Landschaft" einzuordnen ist. Das eVscope ist, im Gegensatz zur Astrofotografie, auf die "direkte" Beobachtung ausgelegt. Dabei "beobachtet" man aber nicht das Objekt selbst direkt, sondern ein elektronisches Bild, das der eingebaute Kamerasensor aufnimmt und das vom internen Computer (Raspberry Pie) nach entsprechenden Berechnungsschritten auf einem Smartphone oder Tablett-Computer angezeigt wird (beim eVscope auch in einem "elektronischen" Okular). Bereits hier scheiden sich die Geister: während die einen die Möglichkeiten des eVscopes für einen großen Fortschritt halten, nämlich Himmelsobjekte in Details und Farbe sehen zu können (und das auch unter schlechten Bedingungen wie in der Großstadt), halten die anderen das Resultat für ein schlechtes Abbild des Objekts, das man im Internet in viel besserer Qualität finden kann. Und das Ganze geht bei vielen Hobbyastronomen nicht als "echte" Beobachtung durch. Viele Witzchen wurden über das eVscope gemacht, die jeder gern selbst in den einschlägigen Foren nachlesen kann.
*) Siehe 100 times more powerful than a standard telescope? Really?

Kurz gesagt, ist das eVscope der EAA (electronically augmented astronomy) zuzurechnen: Ein durch Überlagerung vieler Einzelbilder erzeugtes Summenbild (der "Bildstapel") wird angezeigt und kann in Echtzeit (oder "live"...) beobachtet und auch abgespeichert werden (die Einzelbilder sind normalerweise nicht zugänglich). Dank der Überlagerung wird das Summenbild im Laufe der Zeit immer detaillierter und rauschärmer. Ganz strenge EAA-Anhänger speichern übrigens keine Fotos, sondern beobachten nur... Typischerweise erhält man beim eVscope in wenigen Minuten ein ansehbares Bild vom aufgenommenen Objekt. Je nach Objekt und eigenem Anspruch kann es aber auch mal 1-2 Stunden dauern, bis ein Bild einem gut genug erscheint. Astrofotografen machen übrigen Ähnliches, aber nicht ganz, denn sie beobachten nicht "live", sonder nehmen zunächst stundenlang oder sogar tagelang hunderte* und mehr Einzelfotos auf, um diese später, oft in langwieriger Kleinarbeit, mit geeigneter Software zu überlagern und zu bearbeiten. Das Ergebnis ist dann allerdings typischerweise um Klassen besser als ein mit dem eVscope oder anderer EAA-Ausrüstung aufgenommenes Bild (aus einer Reihe von Gründen, deren Aufzählung hier den Rahmen sprengen würde...).
*) Manchmal auch nur zig...

Das eVscope stellt sozusagen eine "All-in-One"- oder "Fertig"-Lösung für die EAA dar, die sich Unistellar entsprechend bezahlen lässt. Hierzu gibt es endlose kontroverse Diskussionen im Internet... Auf jeden Fall ist das eVscope nur darin "einzigartig", dass es eine fertige Lösung darstellt, nicht darin, dass es EAA ermöglicht. Und die einzige fertige Lösung ist das eVscope auch nicht, wenn man zum Beispiel an die Refraktoren von Vaonis denkt... Unistellar verspricht jedenfalls praktisch jedem, innerhalb weniger Minuten Erfolg zu haben und Himmelsobjekte beobachten zu können. Auch das ist natürlich manchen Hobbyastronomen ein Dorn im Auge, die darauf bestehen, dass die Götter vor den Erfolg den Schweiß gesetzt haben.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das eVscope eine "All-in-One"- oder "Fertig"-Lösung für die EAA darstellt,

Bereits hier kann man unterschiedlicher Meinung sein, ohne mit dem eVscope "in Berührung" gekommen zu sein (vielleicht hat man Fotos gesehen). In der Praxis kommen noch etliche, teilweise unerwartete weitere Aspekte hinzu.

 

Aspekte...

Im folgenden berichte ich aus der Praxis, und das sind teilweise Dinge, an die man vorher kaum oder gar nicht gedacht hat.

Die Software (App und eVscope)

Das eVscope wird mit dem Smartphone oder Tablett-Computer bedient, auf dem eine App läuft, die sozusagen die "Kommandozentrale" für den Umgang mit dem eVscope darstellt. Mein eVscope wurde mit einer Vorversion der App geliefert, die noch voller Fehler steckte. Abstürze waren "normal". Mit der Zeit besserte sich das, aber die App-Version 1 hatte bis in ihre letzten Tage einfach zu viele Fehler. Mitte 2022 erschien App-Version 2, zu spät, um sie noch an meinem originalen eVscope ausprobieren zu können. Dies geschah mit meinem eVscope 2, und dabei zeigten sich leider noch genügend Fehler... In dieser Hinsicht blieb die völlig umgestaltete Version 2 in der Tradition der Version 1. Ansonsten war aber alles "ganz anders", zum Teil wurde auch die Terminologie geändert... Insgesamt empfand ich Version 1 als relativ einfach und intuitiv zu bedienen, während mir Version 2 immer noch etwas Kopfschmerzen bereitet und auch weniger "intuitiv" und komplexer erscheint.

Im Laufe der Zeit, besonders am Anfang, wurde eine ganze Reihe nützlicher Verbesserungen eingeführt (siehe Versionsgeschichte), wie zum Beispiel das rechteckige Dateiformat; mein Wunsch, dass Beobachtungsdaten in den EXIF-Dasten der Fotos gespeichert werden, wurde aber leider erst mit Version 2 erfüllt.

Insgesamt war die App eine häufige Quelle von Frustration und musste immer wieder neu gestartet werden, damit es weiter gehen konnte... Die Software des eVscopes selbst erschien dagegen grundsolide, und nur selten musste ich das eVscope neu starten.

Verbindungsabbrüche

Eine weitere Quelle der Frustration waren Abbrüche der WLAN-Verbindung, insbesondere, wenn ich versuchte, das auf der Terrasse stehende eVscope von unserer Küche aus zu steuern. Nach dem Wiederherstellen der Verbindung war ich dann oft nur noch "Beobachter" und nicht mehr "Betreiber" des eVscopes, und es bedurfte einigen Aufwandes oder Herumprobierens, wieder zum Betreiber zu werden.

Das Reichweitenproblem des eVscopes scheint der Tatsache geschuldet zu sein, dass im eVscope ein Raspberry Pie-Computer werkelt, der eine unzureichende WLAN-Reichweite hat. Manchmal reichte es aber sogar nicht mehr, wenn mann sich mit dem Smartphone neben das eVscope stellte...

Ziele

Anfangs war die Zahl der Ziele noch klein, so dass ich einige Ziele per Koodinaten eingeben musste (immerhin ging das!). Anfang 2023 wirbt Unistellar mit über 5000 Zielen in der Datenbank der App, was sicherlich für die meisten Fälle ausreicht. Kometen wurden auch schon mal "nachgereicht", so dass man diese einfach finden konnte. Zu den "Zielen" gehören Sterne, DSO, Mond, Planeten, Kleinplaneten und eben auch Kometen. Manche Ziele, vor allem ausgedenhte Nebel und Sternhaufen sind zu groß für das Bildfeld des eVscopes, andere sind zu klein, als dass man noch viel erkennen könnte; hierzu gehören die Planeten, viele planetarische Nebel und auch kleine Kugelsternhaufen und Galaxien. Im Dezember 2022 hat Unistellar einen neuen "Planetenmodus" eingeführt, der Planeten stärker vergrößert und so gewisse Oberflächendetails sichbar macht (z.B. den roten Fleck im Jupiter, sofern er sichtbar ist). Es wäre sicherlich sinnvoll, diesen Modus auf andere Objekte auszudehnen...

Da man beim eVscope die Vergrößerung nicht verändern kann (nur elektronisch), kann man nicht erwarten, dass alles Ziele gleich gut zu sehen sind. Insgesamt scheint mir aber die Auslegung des Bildfeldes beim eVscoope gelungen (leider paßt der Mond nicht ganz ins Bildfeld; dies wurde mit dem eVscope 2 und eQuinox 2, die beide ein größeres Bildfeld haben, "nachgebessert").

Übrigens kommt es nicht in allen Fällen darauf an, ein Objekt "schön" zu sehen, sondern man ist froh, dass es überhaupt noch vom eVscope erkannt wird. Das gilt insbesondere für die vielen Galaxien im "Großraum" Virgo.

Einsatzbereitschaft

Für alle eVscope-Typen gilt, dass sie sehr schnell einsatzbereit sind. Allerdings sollte das das Teleskop 15 Minuten lang auskühlen lassen, bevor man mit dem Beobachten beginnt. Die automatische Felderkennung arbeitete bei mir meistens sehr schnell, nur sollte man sie nicht verwenden, wenn das Teleskop senkrecht steht und zum Zenit zeigt. Das Anlaufen der Ziele kann schon etwas länger dauern, insbesondere, wenn das angefahrene Objekt weit von der bisherigen Position entfernt ist. Bleibt als letzter Schritt das Starten des Enhanced Vision-Modus. Das kann in ungünstigen Fällen länger dauern oder sogar scheitern.

Seit Sommer 2022 besitze ich auch ein Vaonis Vespera, und da dauert es deutlich länger bis zur "Einsatzbereitschaft" (Vaonis schreibt von 5 Minuten...). Und da das Vespera sich den Himmelsausschnitt für die Orientierung automatisch sucht, kann die Orientierung bei ungünstigen Verhältnissen beim Vespera länger dauern oder ganz scheitern. Das eVscope kann man dagegen manuell zu einem Himmelsausschnitt bewegen, in dem auch wirklich Sterne vorhanden sind und orientiert sich dann erfolgreich.

Bildqualität

Ursprünglich dachten die Gründer von Unistellar wohl, dass eVscope-Benutzer Himmelsobjekte primär durch das eingebaute Okular und nicht auf dem Smartphone betrachten. Und sie wiesen sogar darauf hin, dass Anwender nicht Fotos machen sollten, denn dafür wäre das eVscope gar nicht gedacht/konzipiert. Wie ich es von der Software-Ergonomie aber her kenne, haben Anwender ihre eigene Sicht der Dinge und die war und ist, dass man Himmelsobjekte auf dem Smartphone betrachtet und sie auch fotografiert, um die Fotos zeigen und weitergeben zu können. Das hat Unistellar längst eingesehen, Teleskope ohne Okular auf den Markt gebracht (eQuinox (2)) und wirbt aktuell (Januar 2023) sogar mit "gestochen scharfen und hochauflösenden Bildern von Himmelsobjekten". Und das sind die eVscope-Fotos meiner Meinung nach nun wirklich nicht! Die Ansichten/Fotos haben eher typische "EAA*-Qualität" und reichen bei weitem nicht an die Qualität von "echten" Astrofotos heran - was ja eigentlich auch niemand erwartet.
*) Electronically assisted astronomy

Nach 2 Jahren Besitz des eVscopes muss ich zugeben, dass mich die damit erreichbare Bildqualität eher etwas enttäuscht. Das schreibe ich, nachdem ich verschiedene Astronomiekameras an meinen Teleskopen getestet (EAA) und ein Vaonis Vespera erworben habe. Meine EAA-Ergebnisse sind zwar sehr uneinheitlich, aber ich konnte feststellen, dass mit geigneten Kombinationen aus Teleskop und Kamera deutlich bessere Ergebnisse als mit dem eVscope zu erzielen sind.

Aber bitte beachten Sie, dass die Bildqualität nur einer von vielen Aspekten ist, wenn auch ein wichtiger!

Anwendungsbereiche

Im folgenden diskutiere ich, was man mit dem eVscope alles machen kann. Dabei spielt auch das Bildfeld des eVscopes eine Rolle!

Bildfeld und geeignete Himmelsobjekte

Das originale eVscope hat einen Bildwinkel von etwa einem guten halben Grad, in der Senkrechten allerdings etwas weniger, so dass der Mond nicht formatfüllend aufgenommen werden kann (nur mit sogennanten "Mosaiken"). So sind sein Hauptanwendungsgebiet Himmelsobjekte (sogenannte Deep-Sky-Objekte) wie offene und Kugelsternhaufen, Galaxien, nicht zu große Nebel und auch einige planetarische Nebel. Für Planeten ist es dagegen weniger geeignet (inzwischen gibt es einen Planetenmodus, der stärker vergrößert und bei Jupiter und Mars gewisse Oberflächendetails erkennbar macht z.B. den roten Fleck des Jupiters). Manche Tester und Nutzer kritisieren am eVscope, dass es nicht für Planeten geeignet sei, aber für ein "fixes" Gerät ist der Bildwinkel des eVscopes, wie oben schon erwähnt, sicherlich gut gewählt.

Auf der Jagd nach Himmelsobjekten...

Wenn man das Beobachten mit dem eVscope "entspannt" angehen will, orientiert man sich am besten an dem, was die App einem an Objekten vorschlägt oder holt sich Empfehlungen und Anregungen anderswo (oder von anderen). Dabei besteht aber die Gefahr, dass man immer wieder die gleichen "schönen" Objekte besucht und das Ganze mit der Zeit langweilig zu werden droht. Das kann ich aus eigener Erfahrung schon mal bestätigen... Interessant ist es sicher auch, das gleiche Objekt unter unterschiedlichen Himmelsbedingungen zu beobachten; dabei wird man allerdings bald feststellen, dass die Fotos umso besser werden, je dunkler der Himmel ist...

Man kann sich aber auch zum "Jäger und Sammler" entwickeln und versuchen, möglichst viele Himmelsobjekte zu beobachten und zu fotografieren. Hierbei gibt es so viele Möglichkeiten, dass ich nur einige wenige Beispiele aufzählen möchte. Man könnte zum Beispiel bestimmte Typen von Objekten sammeln (Galaxien, planetarische Nebel, Kugelsternhaufen usw.). Man könnte auch Messier-Objekte oder Objekte in einem Sternbild oder in einer bestimmten Himmelsregion sammeln. Und man kann bestimmte Ereignisse wie Kometen sammeln (s.u.). Usw. usf. ...

Teilnahme an wissenschaftlichen Beobachtungen

Beim eVscope besteht zudem die Möglichkeit, an wissenschaftlichen Beobachtungen teilzunehmen; allein damit könnte man schon gut beschäftigt sein. Ich selbst verzichte auf eine Teilnahme, weil ich mich bereits ohne diese schon "ausgelastet" fühle.

Beobachtung mehrerer Objekte gleichzeitig, "Mosaike"

Vor allem mit dem rechteckigen Bildformat kann man bereits mit dem eVscope wie es ist, mehrere Himmelsobjekte gleichzeitig beobachten (zum Beispiel die Galaxien M 65 und M 66). Man kann das Bildfeld aber auch erweitern indem man "Mosaike" anfertigt. Das muss beim eVscope aber von Hand geschehen, denn es verfügt über keinen Mosaikmodus wie die Vaonis-Teleskope. Ich denke dabei auch mehr an "kleine" Mosaike aus mehreren Bildern, die man per Bildbearbeitungsprogramm geeignet überlagert. Als ganz spannend fand ich, kleine Galaxien auf den Fotos bestimmter Himmelsobjekte zu identifizieren (mit Hilfe von astrometry.net); hier kommt praktisch jeder kleine "Wuschel" in Frage, den man auf einem Foto findet.

Beobachtungen besonderer Ereignisse

Mit dem eVscope ist es auch möglich, bestimmte "Himmelsereignisse" wie Kometen, Supernovae oder auch Sternbedeckungen zu beobachten und zu fotografieren. An Kometen und Supernovae habe ich mich schon erfolgreich versucht.

Überraschungsfunde

Manchmal findet man zu seiner Überraschung auf Fotos nicht nur die gesuchten Objekte, sondern macht auch "Überraschungsfunde". Das fand ich immer einen sehr spannenden Aspekt beim eVscope, aber er gilt natürlich für EAA ganz allgemein und natürlich auch für die Astrofotografie.

Zusammenfassung und Warnung

Ohne jetzt die Möglichkeiten, die das eVscope bietet, ausgelotet zu haben, gehe ich davon aus, dass es genügend Anwendungsfälle für eVscope gibt, so dass es nicht langweilig werden sollte, damit zu beobachten und zu fotografieren. Ich muss allerdings zugeben, dass ich zeitweise nur "nach Lust und Laune" (und was SkySafari anzeigte...) beobachtet habe, und dann kann es auf die Dauer schon etwas langweilig mit dem eVscope werden, zumal ich nach einiger Zeit feststellen musste, dass ich über ein bestimmtes "Qualitätsniveau" einfach nicht hinauskam. Wenn immer wieder beobachtete Objekte nicht besser "herauskommen", kann schon eine gewisse Frustration oder Enttäuschung eintreten, zumal die Qualität der eVscope-Fotos ihre Grenzen hat!

 

Letztes Fazit...

In meinen Zwischenfazits habe ich geschrieben, dass ich froh bin, das eVscope erworben zu haben. Im dritten Zwischenfazit bin ich allerdings schon etwas ungeduldig geworden, weil sich bestimmte Dinge, wie zum Beispiel die Abstürze der App, einfach nicht verbessert haben. Die Unistellar-App ist inzwischen durch die Version 2 ersetzt worden, und es wird noch eine Weile dauern, bis ich dazu ein Urteil abgeben kann; Abstürze und Fehler hatte ich damit jedenfalls auch schon...

Nach dem Erwerb eines Vaonis Vespera (50mm/250mm) sehe ich das eVscope mit etwas anderen, vielleicht "erweiterten", Augen. Das Arbeiten geht mit dem eVscope deutlich schneller von der Hand, das Alignment ist zum Glück nicht völlig automatisiert und kann deshalb besser mit ungünstigen Himmelsbedingungen umgehen, die Bildqualität ist geringer und das Gesichtsfeld kleiner, wobei letzteres sowohl Vor- als auch Nachteile hat. Einen Mosaikmodus hat nur das Vespera, wenn auch nicht von Anfang an. Manchmal überlege ich, das eVscope 2, das ich nun besitze, wieder zu verkaufen und mit dem Vespera auszukommen. Zudem habe ich noch den StellarMate-Astronomiecomputer, Kameras und Teleskope, um mir "Baukasten"-EAA-Systeme zusammenzustellen; dieses System funktioniert allerdings bisher (Januar 2023) nicht zu meiner Zufriedenheit (es ginge auch ohne den StellarMate per GoTo und Stacking-Software). Das eVscope stellt aber Kugelsternhaufen größer dar als das Vespera und liegt insgesamt bei kleineren Objekte günstiger. Das Vespera spielt, auch dank des Mosaikmodus, dagegen bei großen Objekten seine Vorteile aus.

Zudem habe ich festgestellt, dass das Summenbild des eVscopes nach längerer Zeit nicht wirklich besser und heller wird, während das Bild beim Vespera umso heller und besser wird, je länger man belichtet (was bis zu 2 Stunden dauern kann). Diese Charakteristik des eVscopes wird zum Beispiel bei großflächigen Nebeln deutlich, die weitgehend enttäuschend ausfallen (nachträgliches Bearbeiten bringt etwas...).
Hinweis: Das scheint sich mit der Einführung der Deep Dark Technology (Mitte Juni 2023) geändert zu haben.

Unklar ist mir die Preisgestaltung von Unistellar: das neue eQuinox 2 kostet ca. 2.500 EUR, was viel Geld, aber noch vertretbar ist, das eVscope 2 jedoch 4.500 EUR, was ich für "jenseits von Gut und Böse" halte. Das zusätzliche Nikon-Okular und kleine, vermutlich Marketing-bedingte, Unterschiede in der Auflösung rechtfertigt in meinen Augen nicht einen Preisunterschied von 2.000 EUR (wobei der Rucksack mal dabei ist und mal nicht...).

Zusammenfassend kann ich sagen:

Insgesamt ziehe ich trotz allem Wechsel bei Modellen und Updates eine positive Bilanz für mein originales eVscope, zumal ich es durch die Teilnahme an der Kickstarter-Kampagne für das eVscope deutlich günstiger erwerben konnte als spätere Kunden. Das eVscope hat mir viele Möglichkeiten eröffnet, von denen ich oben einige genannt habe. Kann ich für andere eVscope-Interessenten eine Empfehlung aussprechen? Sicherlich nicht, dafür gibt es zu viele Variablen in der Gleichung, die von der persönlichen Einstellung abhängen. Nicht umsonst gab es viel Lärm um das eVscope in den Diskussionsforen! Aber wer sich für das eVscope interessiert, findet genügend Fotos im Internet, die damit aufgenommen wurden und kann es sich vorführen lassen (was gut und schnell geht...), um sich ein eigenes Bild davon zu machen. Und nicht zuletzt diese Website könnte dabei Hilfestellung geben...

 

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24.10.2023