Auf dieser Seite stelle ich einige Rechenformeln für Teleskope zusammen und zeige dazu Rechenergebnisse für Teleskope, die ich besitze, besessen habe, oder die mir interessant erscheinen. Außerdem führe ich noch einige nützliche Links an. Die behandelten Größen werden hier nicht näher beschrieben. Dazu verweise ich auf die Seite Kleines Astronomie-Glossar.
Hinweis: Einige nützliche Definitionen finden sich auf der Seite Kleines Astronomie-Glossar.
Als Besitzer eines Teleskops hat man einige Wünsche, die von verschiedenen Teleskopen nur unterschiedlich gut erreicht werden können:
Die im folgenden angegebenen Berechnungen können Benutzern von Teleskopen helfen, Ausagen über ihre Teleskope und Okulare zu treffen und damit deren Leistungsfähigkeit einzuschätzen. Leider geht das nicht ohne Fachjargon. Deshalb versuche ich im Glossar (extra Seite) einige dieser Begriffe zu erklären - oft mit Hilfe von Wikipedia. Weitere Definitionen finden sich im Internet, zu denen ich einige Links angebe.
Mit Öffnung wird der Durchmesser des Lichteinlasses eines Teleskops angegeben (Apertur). Beim Spiegelteleskop ist dies der Durchmesser des Hauptspiegels oder ein Wert, der berücksichtigt, dass der Hauptspiegel-Durchmesser durch bestimmte Baumerkmale des Teleskops nicht voll genutzt werden kann, beim Refraktor ist es der Linsendurchmesser.
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Das Öffnungsverhältnis eines Teleskops ergibt sich aus Teleskop-Brennweite und der Öffnung (Hauptspiegel- oder Linsen-Durchmesser):
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Die Lichtsammelleistung eines Teleskops wird als Vielfaches der Lichtsammelleistung des menschlichen Auges angegeben:
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(Die maximale Öffnung des menschlichen Auges ist etwa 7 mm)
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Die Vergrößerung eines Teleskops errechnet sich aus Brennweite des Teleskops und des Okulars:
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Die maximal (sinnvoll) nutzbare Vergrößerung eines Teleskops hängt im wesentlichen von der Öffnung (Hauptspiegeldurchmesser oder Linsendurchmesser) ab:
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X beträgt:
Hinweis: Stoyan (Deep Sky Reiseführer) spricht von der "förderlichen" Vergrößerung, bei der die maximale Grenzgröße im Teleskop erreicht wird und bei der das Beugungsscheibchen (Airy Disk) gerade nicht aufgelöst wird. Sie errechnet sich zu:
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Das entspricht ungefähr einem Faktor X von 1,5 (genau: 1,43) in der ersten Formel. Da die Zahlenwerte sehr ähnlich ausfallen, führe ich die mit dieser Formel ermittelten Werte nicht extra auf.
Hinweis: Für kleinere flächige Deep-Sky-Objekte hält Stoyan (Deep Sky Reiseführer) es für sinnvoll, weit über die förderliche Vergrößerung hinaus bis zur Maximalvergrößerung zu gehen, die zweimal so hoch ist wie die förderliche Vergrößerung (also etwa Faktor X = 3). Anhängig von der Bauart des Teleskops und der Luftunruhe (Seeing), können diese höheren Vergrößerungen aber nicht immer erreicht werden. Kleinere Teleskope erreichen ihre Maximalvergrößerung leichter, weil sie niedriger ist als die von großen Teleskopen und so das Seeing weniger stört.
Die minimal (sinnvoll) nutzbare Okularbrennweite bestimme ich aus der maximal nutzbaren Vergrößerung und der Brennweite des Teleskops (anscheinend habe ich mir das irgendwann selbst ausgedacht...):
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Die maximal (sinnvoll) nutzbare Okularbrennweite wird durch die Austrittspupille und das Öffnungsverhältnis des Teleskops bestimmt:
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Für eine Austrittspupille von 6,5 mm gilt:
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Für eine Austrittspupille von 7 mm (oft in Beispielen verwendet) gilt:
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Die minimal (sinnvoll) nutzbare Vergrößerung, manchmal auch als Normalvergrößerung bezeichnet, wird direkt oder indirekt ebenfalls durch die Austrittspupille bestimmt:
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Bei zu geringer Vergrößerung (z.B. bedingt durch eine zu lange Okularbrennweite) wird das aus dem Okular austretende Licht nicht mehr vollständig vom Auge genutzt (die Austrittspupille ist zu groß).
Telescope | Focal Length | Focal Ratio | Exit Pupil = 6.5 cm | Exit Pupil = 7 cm | ||
MNOB | MNV | MNOB | MNV | |||
Heritage 76 | 300 | 3,95 | 26 mm | 11,68 | 27,65 mm | 10,85 |
Heritage 100P | 400 | 4 | 26 mm | 15,38 | 29 mm | 14,29 |
Heritage 114P | 500 | 4,4 | 28,5 mm | 17,54 | 30,7 mm | 16,29 |
Heritage P130 | 650 | 5 | 32,5 mm | 20,00 | 35 mm | 18,57 |
Newton 6" | 750 | 5 | 32,5 mm | 23,00 | 35 mm | 21,43 |
Dobson 8" | 1200 | 6 | 39 mm | 30,77 | 42 mm | 28,57 |
Dobson 10 | 1270 | 5 | 32,5 mm | 39,08 | 35 mm | 36,29 |
ETX 90/EC | 1250 | 13,89 | 90,3 mm | 13,84 | 97,23 mm | 12,86 |
Skymax-102 | 1300 | 12,75 | 82,8 mm | 15,70 | 89,2 mm | 14,57 |
Skymax-127 | 1500 | 11,81 | 76,8 mm | 19,53 | 82,7 mm | 18,14 |
Der scheinbare Sehwinkel (scheinbares Gesichtsfeld) ist ein Maß für den Winkel, den ein Okular als Himmelsausschnitt zeigt. Er hängt von der Bauart des Okulars ab und wird üblicherweise vom Hersteller angegeben. Siehe das Glossar für weitere Informationen.
Hinweis: Sky-Watcher gibt 42° als allgemein gültigen Wert für den scheinbaren Sehwinkel der meisten Amateur-Okulare an. Offensichtlich handelt es sich dabei um Kellner-Okulare, wie Sky-Watcher sie seinen preisewerten Teleskopen mitgibt.
Der wahre Sehwinkel (wahres Gesichtsfeld) ist ein Maß für die Größe der Objekte, die im Teleskop beobachtet werden können (Beispiel: der Mond entspricht einem Sehwinkel von etwa 0,5°)
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Der scheinbare Sehwinkel eines Okulars ist nicht immer bekannt oder man traut den Herstellerangaben nicht. Wenn es möglich ist, die Feldblende eines Okulars zu vermessen oder sie in den technischen Daten des Okulars steht, dann kann der wahre Sehwinkel nach der folgenden Faustformel bestimmt werden:
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Das maximale wahre Gesichtsfeld für einen Teleskopanschluss (1,25", 2", 3", ...) erhält man, wenn man in die obige Formel die maximale Feldblende für diesen Anschluß einsetzt. Da die Steckhülse eine bestimmte Dicke hat, und die Linsen mit Ringen verschraubt werden, ist die maximale Feldblende stets kleiner als das Anschlußmaß (das ja auch dem Außenmaß entspricht). Für 1,25"-Okulare fand ich Werte zwischen 27 und 29 mm (29 mm scheint das absolute Maximum zu sein) für die maximale Feldblende, für 2"-Okulare einen Wert von 46 mm.
Der 1,25"-Anschluß ist mit einem 25 mm-Okular mit 70° Bildwinkel bzw. einem 32 mm-Plössl-Okular mit 52° Bildwinkel hinsichtlich des maximalen Gesichtsfeldes "ausgereizt", der 2"-Anschluß mit einem 40 mm-Okular mit 70° Bildwinkel bzw. einem 56 mm-Plöss-Okular mit 52° Bildwinkel. Die 70°-Okulare zeigen die Objekte größer, die 52°-Okulare zeigen ein helleres (größere Austrittspupille), kleineres Bild.
Das effektive Gesichtsfeld eines Okulars G ist nicht immer bekannt, läßt sich aber auch nach folgendem Verfahren selbst bestimmen (Dank an Jörg Meyer!):
Stelle einen Stern in Äquatornähe mit bekannter Deklination d an den östlichen Rand des Gesichtsfeldes. Miss die Zeit t, die der Stern zum Durchqueren des Gesichtsfeldes benötigt (Nachführung aus!) und setze sie in folgende Gleichung ein:
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Die Austrittspupille bestimmt, wie hell das Bild eines bestimmten Objekts, zum Beispiel des Mondes, im Okular erscheint. Bei gleicher Austrittspupille erscheint es stets gleich hell, unabhängig von Teleskop, Öffnung und Vergrößerung. (Nach www.hobby-astronomie.com/teleskope_optische_grundlagen.html#austrittspupille)
Besitzt ein Okular eine zu kleine Austrittspupille, werden Beobachtungsobjekte zu dunkel (ab 1mm für Galaxien und Nebel, ab 0,7 mm für Planeten, ab 0,5 mm für den Mond und helle Doppelsterne), ist sie zu groß, trifft nicht alles Licht das Auge. Für Galaxien wählt man meist eine Austrittspupille von 2-3 mm und keinesfalls die Höchstvergrößerung (aus dem Internet).
Die Austrittspupille kann auf zwei Weisen bestimmt werden, die beide zur gleichen Formel führen:
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Je nach Sichtweise wird die Austrittspupille eines gegebenen Okulars bei Teleskopen und Ferngläsern also von der Vergrößerung bzw. vom Öffnungsverhältnis des Instruments bestimmt.
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Der Durchmesser des Beugungsscheibchens (Airy Disk), der sich aus dem effektiven Blendendurchmesser eines optischen Systems ergibt, bestimmt dessen Auflösungsvermögen. Zwei Punkte lassen sich dann sicher nach dem Rayleigh-Kriterium trennen, wenn die Maxima ihrer Abbilder mindestens um den Radius des Beugungsscheibchens auseinander liegen. Der Durchmesser gibt auch die minimale Größe an, mit der Sterne im Teleskop abgebildet werden.
Der Durchmesser des Beugungsscheibchens in µm kann folgendermaßen berechnet werden:
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Beispiel (Vaonis Vespera): Mit einem Öffnungsverhältnis von F/4 und einer Wellenlänge von 0,55 µm (550 nm) erhalten wir einen Durchmesser von 5,37 µm >> ideale Pixelgröße des Sensors: 2,68 µm.
Der Durchmesser des Beugungsscheibchens errechnet sich in Winkelmaßen (") folgendermaßen:
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Beispiel (Vaonis Vespera): Mit einer Öffnung von 50 mm und einer Wellenlänge von 0,00055 mm (550 nm) erhalten wir einen Durchmesser von 5,54" >> liegt über einem FWHM von 5".
*) Der Zahlenwert entspricht dem Rayleigh-Kriterium.
Auflösung wird definiert als die Möglichkeit, zwei eng beieinanderstehende Objekte (z.B. Doppelsterne) noch getrennt abzubilden. Hierfür gibt es zwei Kriterien:
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Das Rayleigh-Kriterium ist eine heuristische Bedingung für den Abstand zweier Lichtquellen, um sie als getrennt erkennen zu können. Dieser Mindestabstand ist gleich dem Abstand des ersten Minimums vom Zentrum des Beugungsmusters. In der Paxis werden für beide Kriterien Faustformeln verwendet. Deshalb lasse ich die komplexe Mathematik hier einfach weg. Die beiden Faustformeln sind:
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Die Auflösung hängt also allein von der Teleskop-Öffnung ab. Offensichtlich gilt das Dawes-Kriterium als "praxisgerechter" (siehe dazu den Artikel von Stefan Gotthold), und auch die Hersteller geben diesen Wert an (vermutlich auch, weil er günstiger aussieht).
Beispiel-Tabelle mit nach "Faustformeln" berechneten Auflösungen und Herstellerangaben
Teleskop | Brennweite* | Öffnung | Rayleigh | Dawes | Herstellerwert |
Refraktor | 400...700 | 60 | 2,3" | 1,93" | |
S-W Heritage 76 | 300 | 76 | 1,82" | 1,53" | 1,51" |
Refraktor | 500...900 | 80 | 1,725" | 1,45" | |
Meade ETX 90EC | 1250 | 90 | 1,53" | 1,29" | 1,3" |
S-W Heritage 100P | 400 | 100 | 1,38" | 1,16" | 1,15" |
S-W Skymax-102 | 1300 | 102 | 1,35" | 1,14" | 1,15" |
S-W Skymax-127 | 1500 | 127 | 1,08" | 0,91" | 0,91" |
S-W Explorer 150PDS | 750 | 150 | 0,92" | 0,77" | 0,77" |
GSO GSD 680 | 1200 | 200 | 0,69" | 0,58" | 0,58" |
Meade Lightbridge 10" | 1270 | 254 | 0,54" | 0,46" | 0,45" |
*) Ohne Bedeutung hier
Die obigen Auflösungsformeln gelten für feine Strukturen wie z.B. Doppelsterne. Für den Mond gibt Lambert Spix im Buch Moonhopper folgende empirisch ermittelte Formeln an, die wesentlich höheren Auflösungen entsprechen, also das Erfassen wesentlich kleinerer Strukturen ermöglichen:
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Spix zufolge müssen diese "theoretischen" Werte wegen atmosphärischer Turbulenzen in den meisten Nächten verdoppelt werden. Strukturen unter 0,16" (300 m) seien auch mit großen Teleskopen (größer als 10") praktisch nicht sichtbar.
Beispiel-Tabelle mit nach "Faustformeln" berechneten Auflösungen und verdoppelten Werten
Theoretisch |
Verdoppelt |
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Teleskop | Brennweite* | Öffnung | Krater | Rillen | Krater | Rillen |
Refraktor | 400...700 | 60 | 0,65" | 0,38" | 1,30" | 0,76" |
S-W Heritage 76 | 300 | 76 | 0,51" | 0,30" | 1,03" | 0,61" |
Refraktor | 500...900 | 80 | 0,49" | 0,29" | 0,98" | 0,58" |
Meade ETX 90EC | 1250 | 90 | 0,43" | 0,26" | 0,87" | 0,51" |
S-W Heritage 100P | 400 | 100 | 0,39" | 0,23" | 0,78" | 0,46" |
S-W Skymax-102 | 1300 | 102 | 0,38" | 0,23" | 0,76" | 0,45" |
S-W Skymax-127 | 1500 | 127 | 0,31" | 0,18" | 0,61" | 0,36" |
S-W Explorer 150PDS | 750 | 150 | 0,26" | 0,15" | 0,52" | 0,31" |
GSO GSD 680 | 1200 | 200 | 0,20" | 0,12" | 0,39" | 0,23" |
Meade Lightbridge 10" | 1270 | 254 | 0,15" | 0,09" | 0,31" | 0,18" |
*) Ohne Bedeutung hier; 0,52" entsprechen etwa 1 km auf dem Mond.
Die im folgenden angegebenen Faustformeln beruhen auf Licht der Wellenlänge 550 nm. Ableitungen und exakte Formel finden sich hier.
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Das Gesichtsfeld (in Bogenminuten) ist:
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D ist die Sensorabmessung (Breite, Höhe, Durchmesser) in mm; die effektive Brennweite ist die Brennweite des Teleskops einschließlich der Effekte von Fokalreduzierern oder -extendern.
Beispiele
17.11.2024 |