Einführung | Erste Erfahrungen mit dem Mosaik-Modus | Weitere Tests des Mosaik-Modus | Noch mehr Tests... | Mosaikgröße und Objektgröße | Zwei Fragen an Vaonis | Erstes Fazit | Links
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Auf dieser Seite stelle ich meine ersten Erfahrungen mit meinem elektronischen 2"-Linsenteleskop Vaonis Vespera 50 mm/200 mm (f/4) im Mosaik-Modus zusammen.
Hinweise:
Hinweis: Im Juni 2024 verkaufte ich mein Vaonis Vespera Smart Telescope. Deshalb kann ich hier keine weiteren Erfahrungen damit mehr berichten. |
Fotos: Mein Vaonis Vespera (Ende Juli 2022)
Im folgenden schildere ich meine ersten Erfahrungen mit dem Vaonis Vespera im Mosaik-Modus. Dieser Modus wurde bereits wärend der Kickstarter-Kampagne für das Vespera angekündigt (und vermutlich schon eher für das Stellina). Er sollte im Jahr 2022 verfügbar werden, doch zwischendurch fand ich auch Hinweise auf das Jahr 2023. Wie dem auch sei, am 27.10.2022 erhielt ich eine E-Mail von Vaonis, dass der Mosaik-Modus in einer Beta-Version sowohl für das Stellina als auch das Vespera verfügbar ist. Das bedeutete, dass ich die Singularity-App und damit auch das Vespera aktualisieren musste, was ich wenige Tage zuvor bereits getan hatte, um das Vespera für den neuen Sonnenfilter bereit zu machen.
Eine allgemeine Einführung in den neuen Mosaik-Modus finden Sie in dem Artikel "CovalENS, the first 'panorama mode' ever embedded in a telescop": vaonis.com/covalens-the-first-panorama-mode-ever-embedded-telescope. Vaonis hat außerdem in seiner Knowledge Base einige Informationen zum Mosaik-Modus zur Verfügung gestellt. Hier verlinke ich zu einigen Fragen; manchmal habe ich die Antworten verkürzt angegeben (keine Abbildungen, keine Übersetzung):
Zusammenfassung der Mosaikeigenschaften für Vespera (aus dem CovalENS Artikel):
Bitte beachten Sie, dass Sie im Mosaikmodus auch das Gesichtsfeld drehen können, um es für die jeweilige Situation zu optimieren. Weitere Informationen kann man im Vaonis Mosaic Mode Tutorial finden (support.vaonis.com/portal/en/kb/articles/mosaic-mode-tutorial). Daran angelehnt ist auch die nachfolgende Kurzanleitung.
Im Folgenden berichte ich meine ersten eigenen Erfahrungen mit dieser neuen Funktionalität.
Bereits am ersten Abend, also dem Abend des 27.10.2022, schien der Himmel für einen ersten Test der Mosaik-Funktion geeignet. Das dachte ich zumindest...
Als erstes Ziel wählte ich den Cirrusnebel; die beiden Teilnebel NGC 6960 und 6992 passen mehr oder weniger knapp in das erweitere Gesichtsfeld. Doch nach kurzer Zeit stoppte der Stacking-Prozess, weil inzwischen in der Gegend des Sternbildes Cygnus Wolken aufgezogen waren.
Also versuchte ich mein Glück in einer anderen Richtung, in der noch Sterne zu sehen waren, und richtete das Vespera auf die Andromeda-Galaxie M 31 mitsamt den Satellitengalaxien M 32 und M 110. Allerdings ist der "Durchblick" zur Galaxie auf meiner Terrasse recht "trickreich" und nach einer dreiviertel Stunde stoppte der Stacking-Prozess erneut, diesmal vermutlich, weil M 31 hinter Hindernissen verschwunden war.
Da nun im Süden wieder einige Sterne zu sehen waren, unternahm ich einen letzten Versuch in Richtung Nordamerikanebel NGC 7000 und Pelikannebel IC 5070 (beide Cygnus). Beide zusammen passen zwar nicht ganz in das erweiterte Gesichtsfeld des Mosaiks, aber immerhin ein großer Teil davon. Auch dieser Versuch endete nach einer dreiviertel Stunde, diesmal wohl wieder wegen aufgezogener Wolken. Das Foto war zudem recht dunkel und kaum etwas von den Nebeln darauf zu erkennen. Es zeigte sich aber, dass sich dieses Foto gut nachbearbeiten ließ, um beide Nebel besser sichtbar zu machen. Das M 31-Foto ließ sich dagegen durch eine Nachbearbeitung kaum verbessern. Im Folgenden zeige ich meine zwei Mosaikversuche unbearbeitet und bearbeitet:
M 31-Mosaik mit M 32 und M 110, 290 Frames, gut 48 min |
Dito, beschnitten und bearbeitet |
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NGC 7000/IC 5070-Mosaik, 263 Frames, fast 45 min |
Dito, bearbeitet |
Am 30. Oktober 2022 unternahm ich einen zweiten Test mit Mosaiken, dieses Mal erneut und zweimal mit NGC 6960/6992 (Schleiernebel im Sternbild Cygnus). Aber nur der erste Versuch war brauchbar; er dauerte mehr als eine Stunde. Für die beiden Nebel NGC 6960 und NGC 6992 scheint der erweiterte Bildbereich für das Mosaik doch etwas zu klein zu sein, um beide richtig zeigen zu können.
NGC 6992/6960-Mosaik, 368 Frames, gut 1 h |
Dito, bearbeitet |
Ich habe dann noch einen weiteren Mosaik-Versuch mit M 33 (Dreiecks-Galaxie im Sternbild Dreieck/Triangulum) gestartet, aber bald wieder abgebrochen, weil M 33 bereits in das normale Bildfeld passt; so habe ich dann noch eine "normale" Aufnahme von M 33 gemacht, die ich hier der Vollständigkeit halber zeige:
M 33, 269 Frames, fast 45 min |
Dito, bearbeitet |
Am 1. 11.2022 unternahm ich zwei weitere Mosaikversuche. Zunächst habe ich ein Mosaik von M 103 und seiner Umgebung aufgenommen, d. h. NGC 654, NGC 659 und NGC 663 im Sternbild Cassiopeia (ich habe astrometry.org benutzt, um das herauszufinden, siehe Fotos darunter). Zum zweiten habe ich ein Mosaik des Herznebels IC 1805 (Cassiopeia) angefertigt. Für ein einfaches Foto ist er zu groß, deshalb habe ich ein Mosaik von ihm gemacht. Zusammen mit dem Seelennebel passt er allerdings nicht einmal in ein Mosaik hinein.
M 103 und mehr, 365 Frames, etwa 1 h |
Auswertung durch astrometry.org | |
IC 1805, 375 Frames, etwa 1 h |
Dito, bearbeitet | |
Auswertung durch astrometry.org (IC 1805, IC 1795, NGC 896; NGC 1027) |
Am 18. Januar 2023 sah der Himmel klar aus, und ich nahm mein eVscope 2 und später auch mein Vespera mit nach draußen. Mit dem Vespera beobachtete ich zunächst den Orionnebel M 42/43, der zu diesem Zeitpunkt im Südosten "um die Ecke" kam und somit von unserer Terrasse aus beobachtet werden konnte. Als nächstes versuchte ich, ein Mosaik mit M 42/43 und dem Running Man Nebula NGC 1977 anzufertigen. Bei meinem ersten Versuch verlor die App jedoch die Verbindung zum Teleskop, und ich musste die Beobachtung abbrechen, bevor NGC1977 in das Mosaik aufgenommen wurde. Mein zweiter Versuch klappte, und ich brach ihn nach 40 Minuten ab, weil beide Ziele bereits gut erfasst waren. Das resultierende Foto sieht gut aus, vor allem, wenn ich davon eine quadratische Version erstelle.
M 42/43, 18.1.2023 - Original (65 Frames = 640 Sekunden) |
M 42/43, 18.1.2023 - Groß (65 Frames = 640 Sekunden), bearbeitet |
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M 42/43 mit NGC 1980, 18.1.2023 - Original (41 Frames = 400 Sekunden), Mosaik |
M 42/43 mit NGC 1980, 18.1.2023 - Groß (41 Frames = 400 Sekunden), bearbeitet |
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M 42/43 mit NGC 1977, NGC 1980 und NGC 1981, 18.1.2023 - Original (241 Frames = 2410 Sekunden), Mosaik |
M 42/43 mit NGC 1977, NGC 1980 und NGC 1981, 18.1.2023 - Groß (241 Frames = 2410 Sekunden), bearbeitet |
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M 42/43 mit NGC 1977 und NGC 1980, 18.1.2023 - Groß (241 Frames = 2410 Sekunden), bearbeitet |
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Dito, Lichter 50% abgedunkelt |
Dito, Lichter 100% abgedunkelt |
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Dito, Bearbeitungsvariante (Sättigung erhöht, Details vergessen) |
Dito, Lichter 100% abgedunkelt, mit DxO weiter bearbeitet |
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M 42/43 mit NGC 1977 und NGC 1980, 18.1.2023 - Groß (241 Frames = 2410 Sekunden), bearbeitet, Lichter 100% abgedunkelt, mit DeNoise nachbearbeitet |
Am 29. Januar 2023 sah der Himmel wieder klar aus, und ich nahm mein Vespera mit nach draußen. Wieder ging es zum Sternbild Orion, diesmal zielte ich aber auf den Gürtelstern Alnitak und die in seiner Nähe befindlichen Nebel NGC 2024 (Flammennebel) und B 33 (Pferdekopfnebel, auch IC 434). Genau genommen, habe ich NGC 2024 angefahren und dann im Mosaikmodus den Bildausschnitt angepaßt, so dass die Nebel beide im Bildfeld waren. Diesmal habe ich 5700 s (1:35 h) belichtet, was zwei kompletten Durchläufen entsprach (seit Dezember 2022 zeigt der Mosaikmodus den Fortschritt an). Am Ende habe ich das Ergebnis quadratisch beschnitten, leicht überarbeitet sowie um 90° nach links gedreht:.
B 33 und NGC 2024, 29.1.2023 - groß (5700 s, Mosaik) |
B 33 und NGC 2024, 29.1.2023 - groß (5700 s), Foto links bearbeitet |
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B 33 und NGC 2024 - 29.1.2023 - groß (5700 s), Foto bearbeitet, gedreht |
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B 33 und NGC 2024 - 29.1.2023 - groß (5700 s), Foto bearbeitet, gedreht, mit DeNoise weiter bearbeitet |
Im Mosaikmodus kann man die Plejaden M 45 vollständig aufzeichnen:
M 45 - 6.2.2023 - 2440s, Mosaik |
M 45 - 6.2.2023, Foto links bearbeitet |
Das folgende Mosaik zeigt die beiden offenen Sternhaufen M 36 und M 38 (Auriga):
M 36/38 - 7.2.2023, Mosaik |
Das folgende Mosaik zeigt den offenen Sternhaufen NGC 2244 im Rosettennebel (die NGC-Objekte NGC 2237, NGC 2238, NGC 2239 und NGC 2246 bezeichnen verschiedene Teile des Nebels):
NGC 2244 und Rosettennebel, 8.2.2023 - Original, 1970s, Mosaik |
NGC 2244 und Rosettennebel, 8.2.2022 - groß, Foto links bearbeitet |
Bei der nachfolgenden Mosaikaufnahme von IC 1805 wurde der Dual Band-Filter eingesetzt.
IC 1805, 20.2.2023 - Original, 3270s, Mosaik, Dual Band-Filter |
IC 1805, 20.2.2023 - groß, Foto links bearbeitet |
Wenn man ein DSO und seine Umgebung (Begleiter) als Mosaik fotografieren will, stellt sich die Frage, ob es einen Unterschied für die Größe des Objekts macht, wenn man ein kleineres oder größeres Mosaik aufnimmt. Oder ist das Objekt am größten, wenn man eine normale Aufnahme macht? Im folgenden Beispiel habe ich zuerst ein größeres und am nächsten Tag ein kleines Mosaik von M 95 und Umgebung aufgenommen:
Mosaik 1 mit 500 Pixeln Höhe |
Mosaik 2 mit 500 Pixeln Höhe |
Beide Mosaike sind ungefähr gleich breit, aber unterschiedlich hoch, und in der Verkleinerung auf die feste Höhe von 500 Pixeln erscheinen die Objekte tatsächlich unterschiedlich groß. Hätte ich die Breite gleich gemacht, wäre kaum ein Unterschied zu sehen gewesen, weil beide Mosaike ja etwa gleich breit sind. Letztendlich erhält man die Antwort, indem man die Objekte in einem Bildberarbeitungsprogramm in verschiedenen Ebenen übereinanderlegt und versucht zur Deckung zu bringen. Das habe ich mit beiden Mosaiken getan und erhalte das folgende Ergebnis (Ebenenmodus "Ausschluß"):
Wie man sieht, sind die Objekte "deckungsgleich". Mit anderen Worten, die Objekte sind unabhängig von der Größe des Mosaiks "nach Pixeln" identisch; das gleiche gilt für normale Aufnahmen. Es kommt also nur durch entsprechende Skalierung zu Größenunterschieden! Noch einmal anders ausgedrückt: mit Ändern der Pixelgröße des (ganzen) Mosaiks ändert man den Bildwinkel, aber nicht die Vergrößerung.
Mein Eindruck, dass der Walking Pattern Noise im Mosaik-Modus geringer ist, wurde durch eine Rezension des Vespera auf der Astroshop-Website bestätigt:
Ich habe deshalb Vaonis am 23.5.2023 gefragt, ob beim Mosaik-Modus Dithering eingesetzt wird und ob man den Mosaik-Modus generell einsetzen sollte:
Vaonis anwortete (24.5.2023):
Auch die Antwort von Vaonis bestätigt den Einsatz von Dithering bei Mosaik-Aufnahmen; allerdings läßt sich das Dithering nicht vom Benutzer steuern (wie es bei Guiding-Systemen möglich ist).
Der Mosaikmodus des Vespera (und Stellina) eröffnet eine neue Welt der Möglichkeiten in Hinblick auf größere Gesichtsfelder. Viele Objekte, die größer als das Vespera-Gesichtsfeld sind (oder auch mehrere Objekte), passen in das Gesichtsfeld des Mosaikmodus, das viermal so groß ist wie das ursprüngliche Gesichtsfeld des Vespera (3,2° x 1,8° gegenüber 1,6° x 0,9°) bzw. im Rahmen bestimmter Einschränkungen auch auf andere Größen eingestellt werden kann. Interessant ist auch die Möglichkeit, das Bildfeld drehen zu können, so dass Himmelsobjekte besser ins Bildformat passen.
Nach einer Stunde Beobachtungszeit sehen die Mosaike schon recht zufriedenstellend aus, aber sie dürften nach zwei oder mehr Stunden Beobachtungszeit noch besser aussehen. Der Mosaikmodus ist also etwas für Leute mit Geduld oder für Leute, die vielleicht andere Dinge tun, während sie ihr Vespera ein Mosaik erstellen lassen...
Im übrigen kann man Mosaike auch nach eigenen Vorstellungen beschneiden und mit der Aufnahme aufhören, bevor sie als Ganzes fertig ist (siehe Beispiel des Orionnebels mit dem Running Man Nebula).
Zuguterletzt verwendet der Mosaik-Modus Dithering und veringert so den Walking Pattern Noise (Rauschen). Wie Aufnahmen eines Sternfreundes zeigten, gilt dies insbesondere, wenn beim Einsatz des Dual Band-Filters starke Walking Pattern Noise-Muster auftreten. Ich werde versuchen, dies auch mit eigenen Aufnahmen zu belegen.
>> Vaonis zufolge entfernt das Dithering auch Hot Pixel.
Hinweis: Im Dezember 2022 wurde der Mosaikmodus aktualisiert und zeigt seitdem den Fortschritt des Beobachtungsprozesses (in mehreren "Runden") an. Das ist ein sehr nützliches Feature!
Hinweis: Im Juni 2024 verkaufte ich mein Vaonis Vespera Smart Telescope. Deshalb kann ich hier keine weiteren Erfahrungen damit mehr berichten. |
11.06.2024 |