Einführung | Bildgröße | Bildqualität | Handhabung | Autofokus | Beobachten mit dem Vespera | Problembereiche... | Abschluss | Links || Anhang: Singularity-Wunschliste
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Auf dieser Seite ziehe ich zu Beginn des Jahres 2024 ein zweites Fazit zu meinem elektronischen 2"-Linsenteleskop Vaonis Vespera 50 mm/200 mm (f/4). Im Anhang präsentiere ich noch eine kleine "Wunschliste" für die Singularity-App.
Hinweis: Im Juni 2024 verkaufte ich mein Vaonis Vespera Smart Telescope. Deshalb kann ich hier keine weiteren Erfahrungen damit mehr berichten. |
Fotos: Mein Vaonis Vespera (Ende Juli 2022)
Anfang 2024 sieht die Welt der elektronischen Teleskope erheblich anders aus als noch vor einem Jahr, als ich mein erstes Fazit zu meinem Vaonis Vespera zog. Vaonis hat neue Geräte auf den Markt gebracht oder angekündigt, aber auch die Unistellar-Konkurrenz hat Anfang des Jahres eine neue Geräteserie vorgestellt. Dazu kommen inzwischen eine Reihe weiterer Anbieter elektronischer Teleskope von denen die bekanntesten wohl ZWO (Seestar 50), Dwarf (Dwarf II) und Celestron (Origin) sind.
In diesem Fazit möchte ich jedoch auf diese neue Situation nicht weiter eingehen, zumal diese ständig im Fluß ist, sondern mich weiter auf mein Vespera und "neue Erkenntnisse" konzentrieren. Für etwa ein halbes Jahr hatte ich es nicht mehr benutzt, auch dem Wetter sei "Dank", und erst im Januar 2024 habe ich wieder damit beobachtet und fotografiert. Außerdem habe ich Ende 2023 mein eVscope 2 verkauft, so dass das Vespera gegenwärtig mein einziges elektronisches Teleskop ist (ich habe ein Vespera Pro vorbestellt und im Mai 2024 erhalten) - abgesehen natürlich von meinen "Baukastenlösungen", die ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr benutzt habe...
An der Größe des Bildfeldes des Vespera von 1,6° x 0,9° hat sich natürlich in der Zwischenzeit nichts geändert*, und der Mosaik-Modus war vor einem Jahr auch bereits eingeführt. Noch immer scheint er sich jedoch im Beta-Status zu befinden, und nur geringfügige Fehler sind bisher behoben worden (laut App-Versionsgeschichte). Nach wie vor ist der Mosaik-Modus ein Alleinstellungsmerkmal der Vaonis-Teleskope und eine willkommene Erweiterung derselben.
*) Inzwischen sind neue Vespera-Modelle mit anderem Bildfeld erschienen oder angekündigt worden.
Beim Mosaik-Modus gelang es mir zunächst nicht, das Bildfeld ähnlich klein wie im normalen Modus zu bekommen. Dann dauert ein Durchlauf eines "kleinen Mosaiks" etwa 30 Minuten; bei großen Mosaiken können es 40-60 Minuten pro Durchlauf werden. Weitere Durchläufe verlängern die Belichtungszeiten natürlich, wenn auch nicht immer entsprechend... Mosaike erfordern jedenfalls viel Geduld!
Inzwischen habe ich allerdings festgestellt, dass man sehr wohl noch viel kleinere Mosaike aufnehmen kann (man muss nur die Grenzen richtig verschieben), so dass ein Durchlauf nur noch 10-15 Minuten dauert. In einem Fall habe ich so in 42 Minuten vier Durchläufe geschafft. Das Ergebnis war in diesem Fall allerdings nicht besonders gut und recht verrauscht. Aber das lag wohl am schlechten Himmel...
Wenn ich ehrlich bin, hat mir die Bildqualität des Vespera anfangs nicht wirklich gefallen, und ich brauchte erst etwas Eingewöhnung, um mich mit den Fotos anzufreunden, zumal viele der ersten beobachteten Objekte recht klein und nur kurz belichtet waren. Dazu kamen einige anfängliche Probleme, mit denen ich zu kämpfen hatte. Schließlich musste ich erst die Wirkung der Filter (CLS-Filter, Dual Band-Filter) verstehen, um diese optimal einsetzen zu können.
Letzten Endes verbleiben eine Reihe vom "Problemquellen", die die Bildqualität beeinflussen und die ich inzwischen mehr oder weniger gut "behandeln" kann:
Hinweis: Vaonis hat im Laufe der Zeit zwei Affinity Photo-Tutorials herausgebracht, in denen beschrieben wird, wie TIFF-Dateien mit diesem Programm bearbeitet werden können, um ein optimales Ergebnis zu erzielen. Diese Vorgehensweisen sind mir allerdings viel zu aufwändig, und das Ergebnis gefällt mir auch oft nicht (vor allem wegen der Farben). Ich bearbeite deshalb die Endzustände des Stapels im JPG-Format, wobei ich die Bilder zunächst aufhelle und dann den Schwarzpunkt-Regler so einstelle, dass der Himmel mäglichst schwarz wird, ohne dass zu viele Details verloren gehen. Das ist schnell gemacht! Anzumerken ist, dass diese Nachbearbeitung die Sterne etwas verstärkt, was bei Aufnahmen ohne Filter störend sein kann. Vor allem Nebel bearbeite ich oft noch mit Topaz DeNoise AI nach, um das Rauschen zu vermindern. Dabei werden auch die Sterne noch etwas unterdrückt, was erwünscht sein kann.
Als Fazit kann ich sagen, dass dies nicht mehr die "spontane" Beobachtung ist, wie sie mit dem eVscope möglich ist, sondern dass ich beim Streben nach besseren Fotos doch mehr Zeit und Aufwand investieren muss... Wie gut meine Vespera-Fotos nach meinen Bemühungen geworden sind, kann man am schnellsten in meiner "Favoriten-Galerie" (meine schönsten Fotos) sehen!
An der Handhabung des Vespera hat sich seit dem letzten Fazit nichts Entscheidendes geändert, denn auch die Singularity-App ist in den Grundzügen unverändert geblieben. Aber inzwischen geht mir die Bedienung des Vespera etwas "flüssiger" von der Hand. Manches dauert mir jedoch nach wie vor am Vespera zu lange...
2023 habe ich am Messier-Wettbewerb teilgenommen und einige meiner Fotos wurden von Vaonis ausgewählt und veröffentlicht. Dafür habe ich einen 20%-Gutschein auf Zubehör erhalten. Allerdings hatte ich bereits alles Zubehör, das mich interessierte, erworben - bis auch das Gitzo High Tripod (Hochstativ), das ich allerdings für viel zu teuer hielt. Nach einigem Überlegen habe ich mich dann aber doch entschlossen, das Stativ zu erwerben, um den Gutschein nicht verfallen zu lassen. Der wichtigste Grund, der für mich für das Stativ sprach, war, dass das Vespera damit höher steht, so dass man damit niedrig stehende Himmelsobjekte besser aufnehmen kann als mit den kleinen Vespera-Stativen. Wenn ich dieses Stativ verwende (ab Januar 2024), ziehe ich jedoch die Beine nicht vollständig aus, damit das Stativ stabiler steht.
Von Beginn an besitzt das Vespera ein Autofokus-System, das jedoch nach meinem Gefühl etwas langsam zu Werke geht. Inzwischen wurde das System zu einem Live Autofokus (AcutENS) erweitert, der sich allerdings wie der Mosaik-Modus noch im Beta-Stadium befindet.Wie schon unter "Bildqualität" erwähnt, ist dieser Autofokus nicht permanent dabei, den Fokus nachzustellen, sondern schaltet sich bei Bedarf ein, nämlich wenn das System feststellt, dass das Bild nicht mehr ausreichend scharf ist. Dann startet es die Autofokusprozedur, die so abläuft wie sonst auch. Allerdings muss die Beobachtung nach der Unterbrechung durch die Autofokusprozedur nicht von neuem begonnen werden wie bei dem manuellen Aufruf der Prozedur, sondern kann direkt fortgesetzt werden. Ob das wirklich zufriedenstellend funktioniert und gute Resultate liefert oder ob man besser den Autofokus manuell neu startet und auch die Beobachtung von neuem beginnt, kann ich bisher leider nicht sagen.
Am Beobachten mit dem Vespera hat sich einerseits nichts geändert, andererseits aber schon, denn die Entscheidungen, die man fällen muss, sind komplexer geworden. Anfangs ging es nur darum, welche Objekte man beobachten man wollte und ggf. für wie lange, wobei man letzteres auch spontan beim Beobachten entscheiden konnte. Inzwischen kann man sich zwischen normalem Modus und Mosaik-Modus entscheiden, und wenn man Filter besitzt, on man Filter einsetzen möchte und wenn ja, welche (sofern beide vorhanden sind).
Für den Mosaik-Modus kann man sich aus einer Reihe von Gründen entscheiden:
Weiter oben habe ich schon über die Filter (CLS, Dual Band) und ihren Einsatz geschrieben (außerdem gibt es hier dazu jede Menge Seiten...). Hier möchte ich meine Erfahrungen mit den Filtern kurz zusammenstellen, damit sie sich leichter lesen lassen:
Natürlich ist es recht zeitaufwändig, auszuprobieren, welcher Filter die beste Lösung ist oder ob kein Filter besser ist (das kann drei längere Aufnahmen bedeuten...). Wenn man es aber einmal ausprobiert hat, dann sollte man es sich notieren, um in Zukunft Zeit zu sparen. Inwieweit die Filter die Belichtungszeit verlängern, konnte ich bisher noch nicht zweifelsfrei klären.
Schaue ich mir nach etwa anderthalb Jahren die DSO, die ich mit dem Vespera beobachtet habe, an, so sehe ich ein eindeutiges Übergewicht an galaktischen Nebeln, was insbesondere auf der "Favoriten-Galerie" (meine schönsten Fotos) auffällt. Mit dem eVscope hatte ich viel mehr offene und Kugelsternhaufen, Galaxien und sogar planetarische Nebel beobachtet. Beim Vespera sind es gerade einmal die größten planetarischen Nebel, die ich beobachtet habe. Bei Galaxien ist es nicht anders, und auch bei den Kugelsternhaufen sind es eher die größeren, die ich bisher beobachtet habe - und die im Vergleich zum eVscope immer noch recht klein ausfallen.
Auf der anderen Seite sind nur wenige galaktische Nebel beim eVscope gut "herausgekommen" (z.B. M 78) und viele sind einfach zu groß als das man etwas erkennen könnte. Hier ist das Vespera wegen seines größeren Bildausschnitts eindeutig im Vorteil und nicht zuletzt auch wegen des Mosaik-Modus und der Filter (CLS, Dual Band).
Mit anderen Worten: Jedes elektronische Teleskop hat "seine Objekte", für die es am besten geeignet ist. Beim Vespera wird man automatisch zum "Nebelgucker"...
Das Vespera startet anscheinend bei Kälte nur, wenn das Ladegerät angeschlossen ist. Diese Erfahrung machte ich jedenfalls an zwei aufeinander folgenden Tagen, an denen es sehr kalt war. Bei Kälte scheint es sich auch generell zu empfehlen, das Ladegerät angeschlossen zu haben, denn die Akkuleistung sinkt bei Kälte recht schnell.
Wenn das Ladegerät angeschlossen ist und das Vespera beim GoTo größere Wege fahren muss, kann das magnetische Stromversorgungskabel leicht abreißen. Man muss es dann wieder ansetzen, was nicht immer ohne Erschütterungen funktioniert (und man muss auch merken, dass es abgefallen ist...).
Vespera muss mehrmals nach einem Abbruch der Beobachtung neu initialisiert werden. Ggf. lag das bei mir aber auch am Live Focus, der aktiv war.
Bei vielen Nebeln erscheint ein starkes Walking Pattern-Rauschen (hervorgerufen durch "Feld-Rotation"?), besonders, wenn man den Dual Band-Filter einsetzt. Weniger Rauschen erhält man im Mosaik-Modus (dort wird "Dithering" verwendet) und mit dem CLS-Filter (im Vergleich zum Dual Band-Filter). Ohne Filter rauscht es auch weniger als mit einem der beiden Filter.
Damit beende ich meinen kleinen "Vespera-Rundgang" nach anderthalb Jahren Benutzung (mit einem halben Jahr Pause...).
Hinweis: Siehe auch meine Singularity-Wunschliste im Anhang!
Während der Beobachtung kann es passieren, dass das Objekt auf einmal hinter Hindernissen versteckt ist, weil es sich im Laufe der Zeit bewegt - oder es ist von plötzlich aufgetauchten Wolken verdeckt. Mit der Singularity-App ist es für mich schwierig zu erkennen, ob sich störende Objekte im Bildfeld befinden. Da die entsprechenden Fotos "aussortiert" werden und nicht auf dem Stack landen, sehe ich gar nicht, dass oder ob etwas im Wege ist! Praktisch fände ich eine Möglichkeit, die es erlaubt, die Aufnahmen selbst sehen zu können (wie sie auch als FITS-Datei abgespeichert werden kann), indem man einen Wechsel zwischen direkter Beobachtung (Live View) und Bilderstapel-Ansicht ermöglicht.
Mit der Singularity-App macht der Benutzer einen "Blindflug" bei der Initialisierung und beim GoTo. Lieber wäre es mir, wenn man als Benutzer sehen könnte, was das Vespera gerade "sieht". Das ist nicht nur im Falle von Problemen (Hindernisse, Wolken) nützlich, sondern wird auch nicht so schnell langweilig (für mich sind die animierten Texte beim GoTo schnell langweilig geworden...).
Wenn man Fotos in Singularitys Galerie speichert (Kamera-Symbol anklicken), stellt man schnell fest, dass man diese nur einzeln aus der Galerie löschen oder teilen kann. Das ist ausgesprochen umständlich, vor allem wenn man dort viele Fotos gespeichert hat und eine größere Zahl oder sogar alle löschen möchte. Mein Wunsch an Vaonis ist also eine Mehrfachauswahl von Fotos, so dass man auf die ausgewählten Fotos eine gemeinsame Funktion wie zum Beispiel Löschen oder Teilen anwenden kann.
Speichert man mit dem Kamera-Symbol Aufnahmen in Singularity, können in den Informationen eine Reihe von Daten, so z.B. die Position des Objektes, angezeigt werden. Überträgt man die Aufnahmen auf den Computer und schaut sich dort die EXIF-Daten an, dann fehlen jedoch eine Reihe von Daten, u.a. gerade die Position des Objektes. Diese würde man zum Beispiel gern wissen wollen, um festzustellen, ob Feldrotation im Spiel gewesen sein könnte. Möglicherweise sind die fehlenden Daten in bestimmten EXIF-Tags abgelegt, aber selbst das "Universalprogramm" EXIF Tools kann diese Daten nicht lesen. Es wäre schön, wenn Vaonis auch die fehlenden Daten Anwendern zugänglich machen würde! Bei der Gelegenheit könnte auch gleich die Anzahl der Frames in den EXIF-Daten korrigiert werden (siehe "Tatsächliche Belichtungszeit und Framezahl ")...
Das Ganze ist auch insofern ärgerlich, weil man normalerweise seine Fotos per WLAN vom Vespera auf den Computer herunterlädt und gar keine Fotos in Singularitys Galerie speichert. Bei all diesen übertragenen Fotos geht aber die Mehrzahl der Aufnahmedaten leider verloren!
Als ich mir die EXIF-Daten der Vespera-Fotos genauer anschaute, stellte ich fest, dass Vaonis die EXIF-Daten zwischen Juni 2023 (meine letzten Vespera-Beobachtungen im Jahre 2023) und Januar 2024 nicht erweitert, sondern "verkrüppelt" hatte. Das finde ich sehr enttäuschend!
EXIF-Daten im Juni 2023 |
EXIF-Daten im Januar 2024 |
Hinweis: Inzwischen fand ich heraus, dass dieses Problem Ende März 2024 behoben war.
Wenn man Fotos in Singularity speichert, werden auch die Anzahl der gestapelten Bilder und die Belichtungszeit angegeben. Wenn kein Bild aussortiert wurde, ist die Anzahl identisch mit der Zahl, die im Dateinamen angegeben wird (der Dateiname ist unterschiedlich, je nachdem, ob das Bild aus Singularity heraus über WLAN geteilt wurde oder ob das Bild in einem Ordner auf den Computer über WLAN heruntergeladen wurde; es steht jedoch die gleiche Anzahl an Frames im Namen). Schaut man sich jedoch die EXIF-Daten der so übertragenen Bilder an, ist die Anzahl der Frames, warum auch immer, um einen geringer (also z.B. 59 statt 60). Während ich bisher mühsam immer die Framezahlen (und Belichtungszeiten) entsprechend korrigiert habe, bin ich inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass die Angabe in den EXIF-Daten schlichtweg falsch ist. Meine Bitte an Vaonis wäre, die Anzahlen in den EXIF-Daten entsprechend zu korrigieren.
24.06.2024 |